Michael Ray Charles

Michael Ray Charles, geboren 1967 in Louisiana, USA, verbrachte den größten Teil seiner Jugend in Los Angeles, New Orleans und St. Martinville, Louisiana, wo er 1985 die Senior High School abschloss. An der McNeese State University in Lake Charles, Louisiana, studierte Michael Ray Charles Design und Werbung; das Studium beschloss er 1989 mit dem Bachelor of Fine Arts. Im Anschluss besuchte Charles die University of Houston, wo er 1993 seinen Master of Fine Arts erwarb. Im Anschluss unterrichtete er selbst an der University of Texas in Austin. In den 1990er Jahren machte Michael Ray Charles auch zum ersten Mal als Künstler auf sich aufmerksam: Von Anfang an stand dabei das sensible Thema der Rassendiskriminierung im Mittelpunkt seiner Arbeit. Ausgerechnet für diese dunkelsten Seiten der US-amerikanischen Geschichte bediente er sich einer farbenfrohen Darstellung, die ihm nicht nur eine schnell wachsende Popularität einbrachte, sondern auch eine Vielzahl heftiger Kontoversen verursachte.

Michael Ray Charles nimmt mit seinen Bildern häufig die Sprache der Produktwerbung auf und untersucht diese auf rassistische Stereotype. Er stellt dar, wie Afroamerikaner in Geschichte und Gesellschaft gesehen werden – und wie sie sich selbst sehen. Seine Zitate aus der bunten Comic- und Werbewelt werden von Kritikern mitunter als Verharmlosung gedeutet und selbst als rassistisch bezeichnet. Die Frustration über diese öffentlichen Anfeindungen und Auseinandersetzungen führte dazu, dass der Künstler über zwei Jahrzehnte hinweg ein äußerst zurückgezogenes Leben führte. Er hält es trotzdem für wichtig, diese problematischen Motive zu wiederholen und neu ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken, um ihre schadhafte Wirkung auf das Leben der afroamerikanischen Bevölkerung aufzuarbeiten. Charles gibt seinen Bildern absichtsvoll einen abgenutzten und verbrauchten Anstrich, um an abblätternde Plakate kommerzieller Vintage-Kunst zu erinnern. Immer wieder tauchen altbekannte Karikaturen und Figuren auf, die seit Jahrzehnten im US-amerikanischen Alltag rassistischen Stereotypen Vorschub leisten und von Charles dafür kritisiert werden. Häufig tritt zum Beispiel Tante Jemima auf, eine Figur, die als fürsorgliche Hausangestellte einer weißen Familie gedacht war, vom Künstler aber zur Heldin erhoben wird und in königlicher Haltung auftritt.

Michael Ray Charles wurde als einer der ersten afroamerikanischen Künstler breit rezipiert und war auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in den USA und in Europa vertreten. Zu seinen Bewunderern zählt auch der Regisseur Spike Lee, der ihn im Jahr 2000 für seinen satirischen Film Bamboozled als Berater engagierte. 2006 entstand der Dokumentarfilm Race is the Place, der Clarke und seine Kunst porträtiert. Für seine Kunst gewann Michael Ray Charles Preise und Auszeichnungen, darunter den renommierten Rome Prize im Jahr 2018. Sein Markenzeichen ist ein auf dem Kopf stehender Penny, den er auf allen seinen Bildern einarbeitet. Sein Werk Forever Free, One and Another wurde im Jahr 2019 für 100.000 US-Dollar verkauft.

Michael Ray Charles lebt und arbeitet in Houston, Texas.