Abraham David Christian

Abraham David Christian - Beuys als Förderer, Kunst ohne Künstler

Abraham David Christian wurde 1952 in Düsseldorf geboren. Schon als Jugendlicher interessierte er sich für Kunstaktionen und Bildhauerei. Sein Engagement weckte schließlich das Interesse von Joseph Beuys, der für eine Aufnahme an der Düsseldorfer Kunstakademie sorgte und den talentierten Nachwuchskünstler unter seine Fittiche nahm. So konnte Abraham David Christian bereits mit nur 19 Jahren an der Documenta 5 in Kassel teilnehmen. Dort kam es zu jenem denkwürdigen Boxkampf für direkte Demokratie durch Volksabstimmung zwischen Christian und seinem Mentor Beuys, den Beuys nach Punkten gewann. Abgesehen von diesem vielbeachteten Auftritt bevorzugte Abraham David Christian eher leise Töne und emanzipierte sich nicht nur in dieser Hinsicht zusehends von seinem übermächtigen Lehrer. Zu Christians Kunstauffassung gehört die strikte Trennung von Kunst und Künstlerpersönlichkeit; mitunter verzichtete er bei der Präsentation seines Werkes gar auf die Nennung seines Namens und achtete streng darauf, dass sein Konterfei nirgendwo zu sehen war.

Mit Erde, Gips und Papier auf der Suche nach der Urform

Abraham David Christian beweist als Künstler von jeher einen langen Atem: Für seine frühen Skulpturen benutzte er Erde als Werkstoff, für den Schöpfungsprozess benötigte er oft Jahre. Die Gestalt seiner Kunstwerke ist das Ergebnis einer intensiven, langjährigen Beschäftigung mit der vielfältigen Formensprache der unterschiedlichen menschlichen Kulturen. Später experimentierte Christian mit weiteren Materialien wie Gips und vor allem Papier, das er zu erstaunlich komplexen Gebilden formt, obwohl der höchst fragile Stoff der Kunstgattung Skulptur an sich zuwiderläuft. Weit konventioneller mutete der nächste Schritt des Künstlers an, der Abraham David Christian zur Bronze führte. Unabhängig vom verwendeten Werkstoff blieb die Bildersprache Christians immer abstrakt, was auch für das weite Feld der Zeichnung gilt, auf dem sich der Künstler ebenfalls betätigte. Das Ziel der Kunst Abraham David Christians ist die Suche nach einer ursprünglichen universalen Formsprache der Menschheit, die er durch die Beschäftigung mit den alten Hochkulturen zu entdecken hofft.

Ein Weltbürger mit ausgeprägtem Ablösungsbedürfnis

Abraham David Christian wurde nach seinem vielbeachteten Auftritt auf der Documenta 5 auch zur Documenta 6 eingeladen, verzichtete aber auf eine Teilnahme und kehrte erst 1987 zur Documenta 7 nach Kassel zurück. Im Anschluss zog sich introvertierte Christian für mehrere Jahre aus dem hektischen und nervösen Kunstbetrieb zurück, feierte bald aber sein Comeback auf der internationalen Bühne. Schon seit seiner frühen Anfangszeit erhielt Abraham David Christian Preise und Auszeichnungen für sein Werk; im Alter von 26 Jahren wurde ihm der Villa-Romana-Preis zuerkannt, 2003 ehrte man ihn mit dem Oberschwäbischen Kunstpreis. Außerdem hielt der Künstler Vorlesungen in zahlreichen Universitäten in Japan, China, Südkorea und Europa; einen dauerhaften Lehrauftrag erhielt er von der Kunstakademie Düsseldorf.

Abraham David Christian besitzt inzwischen die amerikanische Staatsbürgerschaft und lebt und arbeitet heute in Düsseldorf, New York und Hayama (Japan).