Emil Cimiotti beschäftigte sich als Bildhauer und Zeichner mit der Form, insbesondere mit dem Verhältnis von innerem und äußerem Raum. Der deutsche Künstler wurde mit seinen eigenständigen Lösungen zu einer vielfach ausgezeichneten Größe, deren Wirken im weitesten Sinn dem Informel zugerechnet werden kann.
(...) WeiterlesenEmil Cimiotti sehnte sich nach Teilhabe an der Kunstwelt
Emil Cimiotti wurde am 19. August 1927 in Göttingen geboren. Er wuchs nach eigener Darstellung in einfachen Verhältnissen auf, besuchte als Sohn eines Arbeiters nur die Volksschule, zeigte dabei aber ordentliche Leistungen und stellte besonders seine Begabung zum Malen und Zeichnen schon als Kind unter Beweis. Für Emil Cimiotti stand deshalb früh fest, dass er eine Laufbahn als Künstler einschlagen wollte, was bei seinen Eltern jedoch auf Unverständnis und Ablehnung stieß. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs musste er noch an der Ostfront Dienst tun und geriet schließlich in britische Kriegsgefangenschaft. Nach diesen prägenden Erfahrungen absolvierte er in Göttingen eine Lehre als Steinmetz, bei der sich jedoch seine Erwartungen nicht erfüllten, da diese Tätigkeit sehr handwerklich ausgerichtet war und ihm kaum Möglichkeit zur künstlerischen Entfaltung bot. Also bildete Cimiotti sich zusätzlich als Autodidakt weiter und übte sich als Bildhauer und Zeichner, ehe er bei Hans Pistorius an der pädagogischen Hochschule in Göttingen endlich einen Lehrer fand, der ihm die ersehnten Impulse vermitteln konnte.
Emil Cimiottis eigene Vorstellungen gefielen nicht jedem
Emil Cimiotti fand in den Jahren des Wiederaufbaus auch die Möglichkeit zu einem persönlichen Neubeginn. Der junge Mann aus kunstfernem Hause folgte den Anregungen und Ermutigungen seines Lehrers Pistorius, ging 1949 nach Stuttgart und begann ein Studium an der Kunstakademie bei den Bildhauern Otto Baum und Karl Hills. Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, nahm er diverse Aushilfstätigkeiten an, sortierte Pakete, schleppte Kohlen und klopfte Teppiche aus. Bereits mit seinen ersten Arbeiten fand er so große Anerkennung, dass ihm eines der ersten Kunststipendien der jungen Bundesrepublik zuerkannt wurde – mit der damals ordentlichen Summe von 150 DM war Emil Cimiotti so gut versorgt, dass er sich ganz der Kunst widmen konnte. Seine hohe Eigenständigkeit führte zu Spannungen mit seinen Lehrern, die sich schließlich weigerten, ihm Korrekturen zu geben und ihm ein eigenes kleines Atelier zuwiesen. Dort besuchte ihn immer wieder Willi Baumeister, der zwar Malerei lehrte, aber regen Anteil an Emil Cimiottis bildhauerischer Arbeit nahm und ihn durch gelehrte Diskurse und persönliche Ansprache förderte. 1951 wechselte Cimiotti an die Berliner Hochschule für bildende Künste, wo er mit seinem Lehrer Karl Hartung aufgrund divergierender Auffassungen aneinandergeriet und unter dem Vorwurf der Arroganz und der mangelnden Begabung der Klasse verwiesen wurde.
Auf anfängliche Verrisse folgten jubelnde Lobeshymnen
Emil Cimiotti studierte ein Semester lang in Paris bei Ossip Zadkine, folgte aber auch in dieser Zeit nur wenig seinem Lehrer und verbrachte seine Zeit stattdessen mit Besuchen im Louvre und im Musee d'Art Moderne, auch besuchte er die Ateliers großer zeitgenössischer Künstler wie Le Corbusier, Fernand Léger und Constantin Brâncuși. In Stuttgart setzte er seine Experimente mit der Form fort und entdeckte das Wachsausschmelzverfahren für sich, bei der eine Form nur einmal verwendbar ist (»verlorene Form«), dafür aber komplizierte Strukturen erlaubt. Seine ersten Stücke stießen 1956 auf Unverständnis und negative Kritiken, aber bereits 1957 erhielt er den Kunstpreis junger westen für Bildhauerei in der Sparte Bronze und wurde nun frenetisch gefeiert für dieselben Arbeiten, die gerade noch Gegenstand harscher Verrisse waren. Es folgte ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom und die Teilnahme an der Biennale in Venedig. Dreimal war er auf der Documenta in Kassel vertreten. 1963 wurde er als Professor an die Kunsthochschule Braunschweig berufen, wo er bis 1992 lehrte. Emil Cimiotti gehörte dem Deutschen Künstlerbund an und beteiligte sich als solches an über 30 Jahresausstellungen, 1994 wurde er in die Akademie der Bildenden Künste in Berlin aufgenommen.
Emil Cimiotti starb am 13. Oktober 2019.
Emil Cimiotti - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: