Francesco Clemente

Francesco Clemente - Abgebrochenes Architekturstudium, Arte Povera und erste Indienreise

Francesco Clemente wurde am 23. März 1952 in Neapel geboren. Seine Familie entstammte altem italienischem Adel und er beschäftigte sich schon als Kind mit Poesie und bildender Kunst. Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums zog er 1970 nach Rom, um an der berühmten Universität Sapienza Architektur zu studieren. Seine eigentliche Leidenschaft galt aber der Malerei, die er sich als Autodidakt aneignete; das Architekturstudium brach er zugunsten einer Laufbahn als Maler schließlich ab. In Rom kam er mit den Künstlern der Arte Povera in Kontakt, namentlich mit Alighiero Boetti und Luigi Ontani, die zeitgleich mit Francesco Clemente nach Rom gekommen waren, und mit Cy Twombly, der bereits seit Längerem in der italienischen Hauptstadt residierte. Während er mit Ontani in der Galleria L'Attico ausstellte, wurde der zehn Jahre ältere Boetti ein wichtiger Mentor für Clemente; beide reisten 1974 gemeinsam nach Afghanistan. Weit bedeutender war für Francesco Clemente allerdings seine erste Indienreise, die er 1973 unternahm und die ihn so stark prägte, dass er das große Land sein Leben lang auch später immer wieder besuchte und aus der indischen Kultur und Religion zahlreiche Einflüsse für seine Kunst empfing.

Vielfältige Einflüsse, Schwerpunkt auf religiös-spirituellen Themen

Francesco Clemente lernte 1974 die Theaterschauspielerin Alba Primiceri kennen, die später seine Frau wurde und eine große Rolle für seine künstlerischen Tätigkeit spielte. Trotz seiner Verbindungen zu Künstlern wie Michelangelo Pistoletto und Pino Pascali zog Clemente es vor, seine Werke auf Papier zu schaffen; es entstanden träumerische Skizzen, teils verfremdete Selbstbildnisse und immer wieder neue Interpretationen seiner Frau. Bereits 1971 hatte Francesco Clemente seine erste Einzelausstellung: In der Galleria Giulia in Rom präsentierte er verschiedene Collagen aus seiner Werkstatt. In Chennai, das damals noch Madras hieß, besuchte er die Theosophische Gesellschaft und richtete sich schließlich ein Atelier ein. Die umfassende Bibliothek dieser esoterischen Vereinigung mit ihren zahlreichen religiösen und spirituellen Texten bot dem Künstler eine unerschöpfliche Inspiration, die sich in vielfältiger Weise in seinem Werk niederschlug. Trotz dieser erkennbaren Präferenzen kann Clemente nicht auf ein bestimmtes Sujet festgelegt werden, zu unterschiedlich waren die Einflüsse, die ihn im Lauf der Jahre prägten: Denker wie Allen Ginsberg, William Blake und Gregory Bateson befanden sich unter ihnen.

Mitbegründer und Antrieb der italienischen Transavantgarde

Francesco Clemente verleugnete seine Wurzeln in der italienischen Arte Povera nie, ging in der Entwicklung seiner eigenen Bildersprache aber deutlich darüber hinaus. Der Kunstkritiker Achille Bonito Ovila prägte für Clemente und seine Mitstreiter, zu denen neben dem Griechen und Pionier Jannis Kounellis die italienischen Künstler Mimmo Paladino, Sandro Chia, Carlo Maria Mariani, Enzo Cucchi und Fernando Leal Audirac zählten, den Begriff Transavantgarde. 1984 arbeitete Francesco Clemente gemeinsam mit den Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat an mehreren Werken.

Francesco Clemente lebt und arbeitet heute abwechselnd in New York und Varanasi in Indien.