Michel Comte

Michel Comte - Die ersten Bilder begeisterten Karl Lagerfeld

Michel Comte wurde am 19. November 1954 in Zürich geboren. Seine Begeisterung für die bildenden Künste führte ihn nur über Umwege zur Fotografie: Zunächst absolvierte Comte eine Ausbildung zum Restaurator für Papier mit einem Fokus auf zeitgenössische Kunst; unter anderem kümmerte er sich für die Zürcher Galerie Bruno Bischofberger um Werke moderner Künstler wie Andy Warhol und Yves Klein. Sein Gehalt investierte er in eine professionelle Fotoausrüstung. Eines Tages besuchte er den ebenfalls in Zürich ansässigen Modeschöpfer Hannes B. und erkundigte sich selbstgewiss, warum dieser so schöne Kleider, aber so hässliche Reklame mache? Diese Chuzpe brachte Comte seinen ersten Fotoauftrag. Als er in Paris für Emanuel Ungaro Bilder für dessen Kampagne in der Vogue machte, gewann er die Aufmerksamkeit von Karl Lagerfeld, der den gerade einmal 25-jährigen, noch völlig unbekannten Nachwuchsfotografen für Chloé engagierte. Bald folgten weitere kommerzielle Aufträge für Chanel, Dolce & Gabbana, BMW, Ferrari, Hermes, Jaguar, Hennessy und Lancôme.

Die nackte Carla Bruni brachte den Weltruhm

Michel Comte fotografierte die Reichen und Schönen auf so unnachahmliche und originelle Weise, dass seine Bilder bis heute berühmter sind als er selbst. Sophia Loren in ekstatischer Pose im Leopardenmantel, George Clooney als Werbeträger für Nespresso, Miles Davis, der seine Trompete zärtlich wie ein Baby an sich presst – und Carla Bruni, die völlig hüllenlos für Michel Comte posierte. Insbesondere Bruni brachte dem Fotografen Weltruhm, als sie an der Seite des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy zur Premiere Dame wurde und ihre an sich unspektakuläre Aktfotografie 15 Jahre nach der Entstehung plötzlich international für Furore sorgte. Michel Comte trug es mit Fassung und nutzte die neugewonnene Popularität für die Verwirklichung seiner zahlreichen Projekte. Bei vielen davon wurde er von seiner zweiten Ehefrau Ayako Yoshida unterstützt, einer ehemaligen Stylistin. Beide zusammen entwickeln einen steten Fluss an Kreativität – es sind mitunter mehr Ideen, als die engagierten Künstler umsetzen können, aber das Ehepaar teilt sein Credo: »We never stop.«

Kriegsverbrechen und Gletscherschmelze

Michel Comte beschränkte sich nicht auf die Modefotografie: Schon während der 1990er-Jahre bereiste er verschiedene Krisengebiete, dokumentierte das Elend des Krieges für humanitäre Organisationen wie das Rote Kreuz und sammelte Spendengelder. Bei wiederholten Besuchen in Kambodscha entstand der Film »G like Genocid«, der die Gräueltaten der Roten Khmer behandelte. Es war Comtes zweiter Film nach »The Girl from Nagasaki«, einer modernen 3D-Interpretation von Puccinis »Madame Butterfly«. Neben Kriegsverbrechen steht auch schon lange die Klimakrise im Zentrum von Comtes Schaffen: Bereits in den 1970er-Jahren wurde der leidenschaftliche Bergsteiger und Flieger auf die Gletscherschmelze aufmerksam. Das Verschwinden der Gletscherlandschaft ist seither ein beherrschendes Thema in der fotografischen Arbeit von Michel Comte. Überhaupt lassen sich viele seiner Werke nur aus der Luft richtig wahrnehmen: Spektakulär fällt sein jüngstes Land-Art-Projekt an der Grenze der Türkei und Syriens aus. Zwanzig bis fünfundzwanzig Meter breite Kreise aus hellem Stein sollen ein Muster bilden, das selbst Satelliten aus dem Weltall noch erkennen können.

Michel Comte lebt heute wieder in Zürich – und arbeitet auf der ganzen Welt.