Joseph Cornell

Geburtsdatum/-ort

24. Dezember 1903, Nyack, New York, Vereinigte Staaten

Todestag/-ort

29. Dezember 1972, New York, New York, Vereinigte Staaten

Joseph Cornell war ein einsamer Sammler: Stundenlang streifte der introvertierte amerikanische Künstler durch die Geschäfte New Yorks, um in akribischer Kleinarbeit die zahllosen Gegenstände zusammenzutragen, die er in kleinen Kästen zu seinen berühmten Boxes arrangierte.

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Joseph Cornell - Der Künstler war zeitlebens ein Gefangener seiner Schüchternheit

Joseph Cornell wurde am 24. Dezember 1903 in Nyack, New York geboren. Obwohl er und seine drei Geschwister in eine wohlhabende und angesehene Familie geboren wurden, sorgte der frühzeitige Tod des Vaters im Jahr 1917 für angespannte Verhältnisse. Die Mutter zog mit ihren Kindern in den New Yorker Stadtteil Queens, wo Joseph Cornell den Großteil seines Lebens verbrachte. In Andover besuchte er die Phillips Academy, erwarb aber keinen Abschluss. Seine ausgeprägte Scheu gegenüber Fremden führte zu seiner weitgehenden Isolierung; seine Neigung zur Kunst lebte er als Autodidakt aus. An eine romantische Beziehung war für Joseph Cornell aufgrund seiner Introvertiertheit nicht zu denken, doch pflegte er eine hingebungsvolle Faszination für unerreichbare Frauen des öffentlichen Lebens, darunter die Schauspielerin Lauren Bacall. Dennoch sprach er stets lieber mit Frauen als mit Männern, und häufig ließ er die irritierten Ehemänner in einem angrenzenden Raum warten, während er mit ihren Frauen die geschäftlichen Verhandlungen führte.

Zwischen familiärer Fürsorge und künstlerischer Entfaltung

Joseph Cornell kümmerte sich aufopferungsvoll um seinen jüngeren Bruder Robert, der an einer infantilen Zerebralparese litt und dadurch stark beeinträchtigt war. Abgesehen von den dreieinhalb Jahren seines Studiums wohnte Joseph Cornell sein ganzes Leben lang gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Bruder in einem kleinen Holzhaus in einem Arbeiterviertel. Spätestens in den 1920er-Jahren entwickelte er ein starkes Interesse an den Büchern von Mary Baker Eddy, der Begründerin der sogenannten Christian Science, zu deren Anhängern Cornell bis zu seinem Tod zählte. Die Lehren und Ideen Baker Eddys prägten Joseph Cornells Kunstverständnis nachhaltig. Eine leidenschaftliche, wenn auch rein platonische Beziehung pflegte Cornell mit der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama. 26 Jahre lang telefonierten sie täglich, tauschten sich aus und beurteilten gegenseitig ihre Arbeiten. Eine wichtige Bezugsquelle für Joseph Cornell stellten auch die vor den Kriegswirren nach New York geflohenen Surrealisten dar, mit denen er regelmäßig verkehrte.

Durchbruch mit surrealistischen Bilderwelten in kleinen Kästen

Joseph Cornell gelang es im Verlauf seiner Künstlerlaufbahn lange Zeit nicht, nennenswerte wirtschaftliche Gewinne mit seiner Kunst zu erzielen. Die meiste Zeit seines Lebens musste er in bescheidenen Verhältnissen zubringen. Zeitweise arbeitete er unter anderem als Vertreter für den Textilgroßhandel, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Während der Weltwirtschaftskrise musste er mehrmals seinen Broterwerb wechseln, während seiner Tätigkeit in einer Gärtnerei sammelte er wertvolle Anregungen für seine Kunstwerke. Er entwarf Titelblätter und Layouts für Zeitschriften wie Harper's Bazaar, View und andere renommierte Magazine. Nicht zuletzt auf Anregung von Marcel Duchamp und Kurt Schwitters schuf Cornell seine berühmten constructions oder Boxes, Schachtelobjekte, die er nach klar strukturierten Konzepten mit zahlreichen Gegenständen befüllte, nach denen er zuvor stundenlang in den New Yorker Raritätengeschäften gesucht hatte. Nachdem er diese 1949 in seiner ersten Einzelausstellung in der Charles Egan Gallery präsentiert hatte, konnte er seine Kunstwerke endlich für adäquate Summen verkaufen. Cornell nahm zweimal an der Documenta in Kassel teil und fand in dem Maler, Autor und Schauspieler Tony Curtis einen Bewunderer und Unterstützer.

Joseph Cornell starb am 29. Dezember 1972 in New York.

© Kunsthaus Lempertz