Damien Hirst ist eine der teuersten und berühmtesten Marken der modernen Kunst. Der britische Maler, Bildhauer und Konzeptkünstler schreckt bei seiner Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema Tod und Leben auch vor drastischen Inszenierungen nicht zurück und bewegt sich geschickt auf der Schwelle zwischen Schrecken und Faszination.


(...) WeiterlesenInitiator und treibende Kraft der Young British Artists
Damien Hirst wurde am 7. Juni 1965 in Bristol geboren. Als er zwölf Jahre alt war, verließ sein Vater, ein Automechaniker, die Familie, und Hirst wuchs bei seiner Mutter in Leeds auf. Seine Leidenschaft für Kunst führte ihn nach London, wo er von 1986 bis 1989 am Goldsmiths College den Kurs Fine Arts belegte. Schon früh stand für Damien Hirst fest, dass er sich nicht auf eine bestimmte Kunstrichtung konzentrieren wollte, sondern eine Entwicklung vielseitiger künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten anstrebte. Gemeinsam mit Studienkollegen organisierte Damien Hirst Freeze, eine 1988 in den Docks von London stattfindende Ausstellung, die in der Kunstgeschichte heute allgemein als Geburtsstunde der Young British Artists gilt. Zwar existierte formell nie eine Gruppe dieses Namens, den die Medien erst in der Rückschau für den losen Zusammenschluss ganz unterschiedlicher Nachwuchskünstler erfanden, doch ist die Bezeichnung als solche heute allgemein anerkannt – ebenso wie Damien Hirsts Bedeutung als herausragende und treibende Kraft dieser Bewegung.



Tote Tiere als lebendige Kunst bringen Ruhm und Protest
Damien Hirst erlangte in den 1990er-Jahren schnell weltweite Berühmtheit mit seinen morbiden Kunstwerken, die zielsicher geschmackliche Grenzen überschritten und mitunter sperrige Namen trugen. Ein frühes und glänzendes Beispiel ist sein mit Formaldehyd präparierter Tigerhai, der als Kunstobjekt unter dem Namen The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living 1991 für Furore sorgte. Der Kunsthändler Charles Saatchi, ein aktiver Förderer der Young British Artists, hatte das Stück bei Hirst in Auftrag gegeben. 2004 wurde es für 6,5 Millionen Pfund an den amerikanischen Hedgefonds-Manager Steven A. Cohen verkauft, 2006 zeigte der Hai so deutliche Auflösungserscheinungen, dass er ausgetauscht werden musste. Auch in den Folgejahren arbeitete Hirst mit konservierten Tierkadavern und rief damit zahlreiche Kritiker auf den Plan. Der Versuch eines Aktivisten, Hirsts Werk Away from the Flock, ein präpariertes Schaf, zu sabotieren, trug nur noch zum wachsenden Ruhm des umstrittenen Briten bei. An Selbstbewusstsein mangelte es Hirst ohnehin nie, Widerspruch und Protest waren von jeher das Lebenselixier des Pop-Künstlers. Der Erfolg gab ihm Recht: Für sein Werk erhielt Damien Hirst Preise und Auszeichnungen, darunter 1995 den Turner Prize und den Prix Eliette von Karajan.
Mit spektakulären Kunstobjekten zwischen Kunst und Kommerz
Damien Hirst setzte 2007 mit seiner Skulptur For the Love of God einmal mehr Maßstäbe: Für den Abguss eines menschlichen Schädels aus dem 18. Jahrhundert verwendete der Künstler Platin, das zudem mit 8.601 lupenreinen Diamanten besetzte. Die Kunst der Azteken soll Hirst zu dieser Arbeit inspiriert haben; es wurde für 50 Millionen Pfund verkauft. Spektakulär mutete 2012 die aus Bronze gefertigte Statue Verity an; sie zeigte eine schwangere junge Frau, deren innere Organe, darunter auch der Fötus und die Gebärmutter, an der rechten Seite vom Künstler sichtbar gemacht wurden. Damit rief Damien Hirst Erinnerungen an den ebenfalls sehr umstrittenen deutschen Plastinologen Gunther von Hagens hervor. Die Grenze zwischen Kunst und Kommerz verwischte bei Hirst häufig; stets suchte der Künstler nach neuen Vertriebskanälen und Käufergruppen, um vom traditionellen Kunstmarkt unabhängig zu werden. Gezielt wendete er sich dabei an das Großkapital, sprach Ölscheichs, Oligarchen und Manager an. Eine erfolgreiche Maßnahme: Eine zweitägige Auktion direkt aus seinem Atelier brachte Damien Hirst die Rekordsumme von 172 Millionen Dollar ein – und den harschen Vorwurf, seinen einst glanzvollen Namen bewusst auf eine rein kommerzielle Marke reduziert zu haben.
Damien Hirst - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: