Maurice Denis war nicht nur ein begabter Maler und Dekorationskünstler an der Schwelle zwischen Impressionismus und Moderne; er gilt auch als einer der wichtigsten französischen Kunsttheoretiker, der Nabis, Symbolismus, Klassizismus, Kubismus, Fauvismus und die abstrakte Kunst beeinflusste.
(...) WeiterlesenMaurice Denis wollte die Wunder des Christentums malen
Maurice Denis wurde am 25. November 1870 in Granville (Manche) geboren. Er war das einzige Kind einfacher Leute; der Vater hatte nach vierjährigem Armeedienst eine Anstellung in den Pariser Büros der Western Railroad gefunden, die Mutter arbeitete als Näherin. Maurice Denis zeigte bereits in jungen Jahren ein ausgeprägtes Interesse an Religion und Kunst; 1885 schrieb er ehrfurchtsvoll in sein Tagebuch, wie sehr ihn Weihrauchduft, Kerzenlicht und Farbenpracht in der örtlichen Kirche faszinierten. Bei seinen häufigen Besuchen im Louvre studierte er die Werke von Fra Angelico (1395–1455), Sandro Botticelli (1445–1510) und Raffael (1483–1520), und im Alter von 15 Jahren stand für ihn fest, dass er ein christlicher Maler werden müsse, dass er mit seiner Kunst die Wunder des Christentums feiern wolle. 1887 entdeckte Maurice Denis das Werk von Pierre Puvis de Chavannes (1824–1898), das ihn stark beeinflusste.
Gründungsmitglied und wichtigster Theoretiker der Nabis
Maurice Denis verließ für seinen Traum von der Kunst das Lycée Condorcet in Paris, wo er Philosophie studiert hatte, und besuchte stattdessen ab 1888 die Académie Julian, wo ihm Paul Sérusier (1864–1927) die Schule von Pont-Aven nahebrachte. Im Anschluss studierte Maurice Denis noch bei Jules Joseph Lefebvre (1836–1911) an der École des Beaux-Arts. Mit seinen gleichgesinnten Kommilitonen an der Académie Julian, Pierre Bonnard (1867–1947) und Édouard Vuillard (1868–1940), teilte er sich ein Atelier; alle drei unterstützten Paul Sérusier in den Jahren 1889/90 bei der Gründung der rebellischen Künstlergruppe Nabis, zu der auch Paul Ranson (1864–1909) und Ker-Xavier Roussel (1867–1944) zählten. Denis galt als einflussreichster Theoretiker der Gruppe und leistete auch nach deren Ende als Kunsttheoretiker Beachtliches (Théories, 1890–1910; Nouvelles Théories, 1922). In den frühen 1890er-Jahren unternahm Maurice Denis mehrere Reisen nach Italien, wo der die Kunst der Renaissance studierte und sich besonders intensiv mit dem Werk von Piero della Francesca (1410/20–1492) auseinandersetzte.
Engagement für die Wiederbelebung der religiösen Kunst
Maurice Denis teilte den Japonismus vieler französischer Künstler dieser Zeit und malte zahlreiche großformatige Gemälde in einem japanischen Stil. Er unternahm zahlreiche Reisen nach Algerien, Griechenland, Palästina, Russland und Tunesien. Die dabei empfangenen Einflüsse schlugen sich in seinem vielseitigen Oeuvre nieder, das neben Gemälden auch Wanddekorationen, Glasfenster, Buchilluminationen und kunsthandwerkliche Arbeiten umfasse. Sein Engagement für die katholische Kirche und die religiöse Kunst blieb zeitlebens eine bestimmende Größe; nach dem Ersten Weltkrieg gründete er mit George Desvallières (1861–1950) die Ateliers d'Art Sacré und bemühte sich intensiv um eine Wiederbelebung der religiösen Kunst. Mit seiner Malweise, die von reduzierter Form und milder Kolorierung geprägt war, läutete er den Jugendstil ein. Während des Zweiten Weltkriegs bezog er deutlich Position gegen das Vichy-Regime und die Nationalsozialisten, die seine Bilder als »entartete Kunst« diffamierten.
Maurice Denis starb am 13. November 1943 in Saint-Germain-en-Laye infolge eines Autounfalls.
Maurice Denis - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: