Jirí Georg Dokoupil

Jiří Georg Dokoupil wurde am 3. Juni 1954 in Krnov, damals Tschechoslowakei, geboren. Der Einmarsch der Sowjetarmee während des »Prager Frühlings« trieb die Familie Dokoupil 1968 zur Flucht nach Deutschland, wo Jiří Georg Dokoupil 1976 in Köln an der Fachhochschule für Kunst und Design damit beginnt, Freie Kunst zu studieren. Um seinen Horizont zu erweitern und andere Kunstpositionen kennenzulernen, ging er noch während seines Studiums in die USA und besuchte dort für einige Monate die Cooper Union in New York. Dort hatte der ursprünglich aus Köln stammenden Konzeptkünstler Hans Haacke (*1936) seit 1967 einen Lehrstuhl inne und machte den lernwilligen Jiří Georg Dokoupil mit seiner Kunstauffassung vertraut. 1978 kehrte Dokoupil nach Köln zurück und wechselte dort in die Klasse des Filmemachers Robert van Ackeren (*1946), was umfassende filmische Experimente zur Folge hatte. Nebenbei besuchte er an der Universität Köln Studiengänge in Mathematik und Physik.

Jiří Georg Dokoupil fand in dem gleichaltrigen deutschen Maler Walter Dahn (*1954) einen verwandten Geist, mit dem er in den folgenden Jahren intensiv zusammenarbeitete. Beide gehörten seit 1980 gemeinsam mit Hans Peter Adamski (*1947), Peter Bömmels (*1951), Gerard Kever (*1956) und Gerhard Naschberger (1955–2014) zu der neoexpressionistischen Malergruppe Mühlheimer Freiheit, die sich nach ihrer Versammlungsadresse Haus Mühlheimer Freiheit Nr. 110 benannt hatte. 1982 zeigten Jiří Georg Dokoupil und Walter Dahn zum ersten Mal ihre Gemeinschaftsbilder; im selben Jahr gehörte Dokoupil zu den Teilnehmern der documenta 7 in Kassel. Ebenfalls gemeinsam mit Walter Dahn hatte Dokoupil von 1983 bis 1984 einen Lehrstuhl an der Kunstakademie Düsseldorf inne. Inzwischen bespielte der Künstler zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, wobei besonders die Präsentationen in den Deichtorhallen in Hamburg und in der Nationalgalerie Prag auf großen Zuspruch stießen. 1989 übernahm Dokoupil einen Lehrauftrag am Circulo de Belles Artes in Madrid.

Jiří Georg Dokoupil malt seine Bilder seit 1986 ohne Pinsel, setzt stattdessen auf außergewöhnliche Materialien wie Muttermilch und Ruß oder – als einziger Maler weltweit – Seifenblasen, die er selbst auf das Papier pustet. Der Künstler, der zu den Neuen Wilden der 1980er Jahre gerechnet wird, verweigert jede Festlegung auf einen persönlichen Stil und erfindet sich selbst immer wieder neu. Dabei ignoriert er bewusst die Erwartungen des Kunstmarktes und nimmt kommerzielle Nachteile in Kauf zugunsten seiner künstlerischen Identität. Eine kleine Gruppe treuer Sammler und Galeristen unterstützt und fördert seine Arbeit. Für seine Kunst erhielt Jiří Georg Dokoupil Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2012 den Lovis-Corinth-Preis, den vor ihm so illustre Namen wie Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976), Oskar Kokoschka (1886–1980), Markus Lüpertz (*1941) und Sigmar Polke (1941–2010) erhalten haben.

 

Jiří Georg Dokoupil lebt und arbeitet unter anderem in Berlin und Rio de Janeiro.