Piero Dorazio war kein Einzelkämpfer, sondern suchte immer wieder den Zusammenschluss mit anderen Künstlern, um seine Ideen zu verwirklichen. Der italienische Maler entwickelte eine abstrakte, ungegenständliche Bildersprache, die zahlreiche Einflüsse von Expressionismus, Kubismus und Surrealismus aufwies, dabei aber stets eine eigene, sehr strukturierte Charakteristik behielt.
(...) WeiterlesenPiero Dorazio - Abgebrochenes Architekturstudium, Studienaufenthalt in Paris
Piero Dorazio wurde am 29. Juni 1927 in Rom geboren. Bereits während seiner Zeit als Schüler auf dem Humanistischen Gymnasium begleitete er seinen Klassenkameraden Angiolo Bandinelli in das Atelier von dessen Vater, dem Maler Aldo Bandinelli. Dorazios Interesse an der Kunst war geweckt, doch studierte er zunächst Architektur an der altehrwürdigen Universität »La Sapienza«, die er alsbald verließ, um gemeinsam mit Carlo Aymonino, Alfio Barbagallo, Carlo Busiri Vici, Mino Guerrini, Lucio Manisco, Achille Perilli und Renzo Vespignani die Künstlergruppen »Ariete« und »Arte Sociale« zu gründen. 1947 tat er sich mit Carla Accardi, Concetto Maugeri, Antonio Sanfilippo und Giulio Turcato zusammen, um seine künstlerischen Ideen in Gestalt der Gruppe »Forma 1« zu vertreten. Noch im selben Jahr ermöglichte ihm ein Stipendium der »École des Beaux-Arts« einen Aufenthalt in Paris, wo ihn Gino Severini mit den treibenden Kräften der zeitgenössischen Kunst bekanntmachte, darunter Hans Arp, Georges Braque, Fernand Léger und Alberto Magnelli. Für Piero Dorazio war dies eine anregende und inspirierende Zeit, die sein künstlerisches Schaffen nachhaltig beeinflusste und ihn in seiner avantgardistischen Ausrichtung bestärkte.
Ein unermüdlicher Vorkämpfer der italienischen Avantgarde
Nachdem Piero Dorazio er 1948 auf der »Quadriennale di Roma« und im »Salon des réalités nouvelles« in Paris ausgestellt hatte, organisierte er mit Atanasio Soldati und Ettore Sottsass die Ausstellung »Arte astratta«. 1950 eröffnete er mit seinen Freunden Guerrini und Perilli die freie Galerie »L'Age d'Or«, die sich ganz dem Avantgardismus verschrieben hatte. Auch in der Folgezeit beteiligte sich Piero Dorazio immer wieder an verschiedenen Projekten, denen oft nur eine kurze Lebensdauer beschieden war, die für ihn aber eine Möglichkeit darstellten, seine Ideen und künstlerischen Konzepte zu verfolgen. Dabei trat er nicht nur als Künstler, sondern regelmäßig auch als Publizist in Erscheinung. Stets war er bestrebt, neue Kontakte zu knüpfen und Anregungen zu sammeln, gern folgte er 1953 einer Einladung nach Havard und reiste in der Folge auch nach New York, um dort die führenden amerikanischen Künstler kennenzulernen.
Geometrisch geordnete künstlerische Freiheit aus Farbe und Licht
Piero Dorazio legte bei seiner Arbeit ungeachtet aller Offenheit gegenüber neuen Anregungen und Einflüssen großen Wert auf eine stringente Komposition und unterschied sich damit deutlich von den Malern des Informel. Obwohl sein Schaffen stets von einer unbestechlichen Geometrie durchwirkt war, gelang Piero Dorazio durch die geschickte Führung von Licht und Farben eine unvergleichliche Lebendigkeit der an sich starren Struktur. Ungeachtet seiner Entdeckungsfreude und Reiselust fand er schon 1974 in einem verlassenen Kloster in Umbrien eine Heimat, in der er die notwendige Muße fand, um seine künstlerischen Ideen zu verwirklichen. Regelmäßig nahm er außerdem Aufenthalt auf der Insel Rhodos, deren besondere Lichtstimmung ihm als wichtige Anregung für viele Gemälde diente. Piero Dorazio nahm zweimal in Folge an der Documenta in Kassel teil und erhielt 1961 den Prix Kandinsky.
Piero Dorazio starb am 17. Mai 2005 in Perugia, Umbrien.
Piero Dorazio - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: