William Eggleston entdeckte den Wert der Farbe für die künstlerische Fotografie. Der amerikanische Fotograf sorgte in den 1970er Jahren für einen Wendepunkt in der Geschichte der Fotografie, als er maßgeblich dazu beitrug, die Farbfotografie als vollwertiges künstlerisches Medium zu etablieren.
(...) WeiterlesenWilliam Eggleston - Ein introvertiertes Kind mit Kunstinteresse
William Eggleston wurde am 27. Juli 1939 in Memphis, Tennessee, geboren. Er stammte aus gut situierten Verhältnissen: Der Vater war Ingenieur, die Mutter Tochter eines Richters, die Familie besaß eine Baumwollplantage in Mayfair, auf der William Eggleston seine Kindheit verbrachte. Er galt als introvertierter Junge, der sich lieber mit Klavierspielen, Zeichnen und elektronischen Basteleien beschäftigte als mit anderen Kindern herumzutoben. Schon früh interessierte er sich auch für visuelle Medien; er kaufte Postkarten und schnitt Bilder aus Zeitschriften aus. Auch als Schüler an der privat geführten Web School fiel er durch seine als feminin empfundene Neigung zu Malerei und Musik auf, während seine männlichen Klassenkameraden sich lieber der Jagd und dem Sport widmeten. In der Rückschau gab der Künstler an, sich trotzdem nie als Außenseiter gefühlt zu haben, obwohl er wahrscheinlich einer gewesen sei. Er besuchte ein Jahr lang die Vanderbilt University und für fünf Jahre die University of Mississippi, brach sein Studium aber ohne Abschluss ab.
Der wagemutige Schritt zur Farbfotografie
William Eggleston begann schon während seiner Zeit an der Universität, sich intensiv mit der Fotografie zu beschäftigen. Ein befreundeter Kommilitone schenkte ihm eine Leica, und Eggleston, der bereits als Zehnjähriger seine ersten Erfahrungen mit dem Medium gesammelt hatte, erkannte, dass in der Fotografie seine Berufung lag. Als besonders anregend empfand er die Arbeiten des aus der Schweiz stammenden Fotografen Robert Frank und das Buch The Decisive Moment des französischen Starfotografen Henri Cartier-Bresson. Wie seine Vorbilder fotografierte auch William Eggleston zu Beginn seiner Karriere in den 1950er Jahren in Schwarz-weiß, aber nachdem sein Freund William Christenberry ihn in die Farbfotografie eingeführt hatte, wagte er in den 1960er Jahren den Wechsel – eine durchaus riskante Entscheidung, war die Farbfotografie zu dieser Zeit doch als kommerzielles Werkzeug verpönt und nicht als kunsttauglich anerkannt. Den Mut zu diesem Schritt verdankte William Eggleston vielleicht auch dem Umstand, dass er seine Entwicklung als Fotograf weitgehend isoliert und auf sich allein gestellt vollzog.
Paradigmenwechsel in der Kunstfotografie
William Eggleston bewies nicht nur bei seiner Entscheidung für die Farbfotografie, sondern auch bei der Wahl seiner Motive Mut und Eigenständigkeit. Ähnlich wie der Maler Edgar Hopper erkor er sich die schlichten, der künstlerischen Beachtung unwürdigen Motive für seine fotografischen Arbeiten. Für seine Abzüge wählte er den Dye-Transfer, der bis dahin nur bei der kommerziellen Fotografie zum Einsatz kam. Sein Bild Greenwood, Mississippi (1973), das nur eine rote Zimmerdecke zeigt, wurde mit seiner eigenwilligen Froschperspektive und der überdrehten Kolorierung für viele spätere Fotografen stilbildend und läutete eine Zeitenwende in der Fotografiegeschichte ein. Fotografen und Filmemacher wie Juergen Teller, David Lynch, Sofia Coppola und Andreas Gursky nahmen in ihren Arbeiten auf William Eggleston Bezug. Für sein fotografisches Werk erhielt William Eggleston Preise und Auszeichnungen, darunter 1974 ein Guggenheim-Stipendium, 1998 den Internationalen Preis für Fotografie der Hasselblad-Stiftung und 2013 den Sony World Photography Award. Seit 2009 ist er Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.
William Eggleston - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
William Eggleston -
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