Alfred Eisenstaedt - Zuerst war die Fotografie nur ein Hobby
Alfred Eisenstaedt wurde am 6. Dezember 1898 in Dirschau, Westpreußen geboren. Im Alter von 14 Jahren erhielt der älteste Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie eine Eastman Kodak Faltkamera No. 3 als Geschenk und streifte mit dieser durch Wälder und Wiesen. Ein beliebtes Motiv waren Spinnweben. Nach bestandenem Abitur musste Alfred Eisenstaedt zunächst im Ersten Weltkrieg Dienst tun und dann im Kurzwarengeschäft seines Vaters aushelfen. Das tat er insgesamt 10 Jahre lang, aber in seiner Freizeit beschäftigte er sich weiterhin mit der Fotografie und experimentierte mit der Technik der Ausschnittvergrößerung. Es gelang ihm, erste Bilder in Berliner Tageszeitungen zu platzieren. Nachdem seine Aufnahme einer Tennisspielerin in der Zeitschrift Weltspiegel große Resonanz fand, war er als freier Fotojournalist etabliert. Kurt Korff von der Berliner Illustrierten Zeitung schickte ihn nach Schweden, um die Verleihung des Literaturnobelpreises an Thomas Mann zu dokumentieren. Dieser Erfolg ebnete für Alfred Eisenstaedt den Weg zu einer erfolgreichen Fotografenkarriere.
Jedes Bild eine authentische Nachricht
Alfred Eisenstaedt entwickelte seinen eigenen fotojournalistischen Stil, der vor allem auf einer nicht gekannten Spontanität beruhte. Er inszenierte seine Modelle nicht, sondern zeigte sie so natürlich wie möglich. Sein großer Erfolg beruhte auch darauf, dass es ihm gelang, jedes seiner Bilder in eine berichtenswerte Nachricht zu übersetzen. Das war aufregend neu und brachte ihm auch Aufträge der amerikanischen Fotoagentur Associated Press ein. Alfred Eisenstaedt porträtierte die großen Namen seiner Zeit, Sportler, Schauspieler, Sänger, Dirigenten hinter den Kulissen, während der Proben und in der Kantine: George Bernard Shaw, Marlene Dietrich, Albert Einstein und Richard Strauss gehörten ebenso zu seinem Portfolio wie Benito Mussolini, Adolf Hitler, Hermann Göring und Joseph Goebbels. Berühmt wurde die Bilderfolge, die erst einen freundlichen Goebbels zeigte und dann dessen wutentbrannte Reaktion, als er erfuhr, dass sein Fotograf jüdischer Abstammung war. Der Judenhass der Nationalsozialisten war es auch, der den gefeierten Fotografen zwang, Berlin zu verlassen und in die USA zu emigrieren.
Der Fotograf des besonderen Moments
Alfred Eisenstaedt konnte in den USA nahtlos an seine früheren Erfolge anknüpfen und wurde zum wichtigsten Bildjournalisten von Associated Press. Neben Erich Salomon gilt er als Wegbereiter der Available-Light-Fotografie, also für Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen. Eisenstaedts Bilder erschienen in den Zeitschriften Harper's Bazaar und Vogue, und er gehörte von der ersten Ausgabe an zu den Mitarbeitern des neu gegründeten Fotomagazins Life. Eisenstaedt war dafür bekannt, im entscheidenden Augenblick den Auslöser zu drücken. Oft fing er besondere Momente ein, die ohne seine Kamera unbemerkt geblieben wären – zum Beispiel das weltberühmte Bild V-J Day in Times Square, das einen Matrosen zeigt, der im übergriffigen Freudentaumel nach dem Sieg der USA über Japan eine ihm unbekannte Krankenschwester küsste. Eisenstaedt dokumentierte den Krieg zwischen Italien und Äthiopien, wurde dafür als »Photographer of the Year« ausgezeichnet. Er fotografierte die Inauguration von Präsident John F. Kennedy, schuf Foto-Essays über Marilyn Monroe, Ernest Hemingway, Winston Churchill und zuletzt über die Familie Clinton.
Alfred Eisenstaedt starb am 24. August 1995 in Oak Bluffs, Martha's Vineyard, Massachusetts.
Alfred Eisenstaedt - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: