Tracey Emin

Tracey Emin - Das Kunstprojekt »Shop« als Teil der Young British Artists

Tracey Emin wurde am 3. Juli 1963 in Croydon, London geboren. Die Tochter einer englischen Mutter und eines türkischen Vaters verließ die Schule vorzeitig im Alter von 13 Jahren. In Rochester, Kent, besuchte sie von 1981 bis 1982 das Medway College of Design und erwarb ein Modediplom; ihr anschließendes Studium am Maidstone College of Art beschloss sie mit dem Bachelor of Fine Arts. 1987 begann Tracey Ermin in London ein Kunststudium am Royal College of Art, außerdem studierte sie noch Philosophie an der Birbeck University. Gemeinsam mit der befreundeten Künstlerin Sarah Lucas gründete sie 1993 das kurzlebige Kunstprojekt »Shop«, das als Teil der Bewegung Young British Artists gilt und nur sechs Monate Bestand hatte, aber den Betreiberinnen dennoch eine Tür zur Londoner Kunstszene öffnete. Bereits im Folgejahr konnte Tracey Ermin in der kommerziellen Londoner Galerie White Cube ihre erste Einzelausstellung unter dem Namen My Major Retrospective bespielen.

Skandalträchtige Kunstwerke mit intimen Details

Tracey Emin entwickelte sich schnell zu einem Enfant terrible der britischen Kunstszene. Dafür sorgten Werke wie die Installation Everyone I Have Ever Slept With 1963–1995, auch bekannt unter dem Namen The Tent. Dabei handelte es sich tatsächlich um ein Zelt, das die Künstlerin mit den Namen aller Personen, die mit ihr das Bett geteilt hatten, ausgeschmückt hatte. An prominenter Stelle direkt hinter der Öffnung ihres Exfreunds Billy Childish. Der Geschäftsmann und Kunstmäzen Charles Saatchi kaufte das Werk, das allerdings 2004 einem Lagerhausbrand zum Opfer fiel. Tracey Emin weigerte sich, ihre verlorene Schöpfung zu wiederholen. Große Öffentlichkeitswirkung erzielte auch ihre Teilnahme an der Fernsehdiskussion The Death of Painting, die sie in stark angetrunkenem Zustand bestritt und mit harschen Flüchen quittierte. Ein weiteres Werk, My Bed, sorgte für Aufruhr, weil die Künstlerin hier ihre persönliche Schlafstatt inklusive zerwühlten Bettdecken, gebrauchten Kondomen und blutbeflecktem Schlüpfer arrangiert hatte. Das Werk wurde in die Turner-Prize-Ausstellung der Tate Gallery aufgenommen und für 2,2 Millionen Pfund versteigert.

Umstritten und gefeiert

Tracey Emin verarbeitet in ihren skandalträchtigen Kunstwerken ihre ganz persönliche, durch sexuellen Missbrauch und gesellschaftliche Zwänge belastete Lebensgeschichte. Trotz aller Skandalträchtigkeit ihrer Werke gewann Tracey Emin auch Bewunderer aus konservativen Kreisen: Der ehemalige britische Premierminister David Cameron ließ sich von ihr das Kunstwerk More Passion kreieren und dieses in seinem Amtssitz in der Downing Street 10 aufhängen. Nachdem sich Emin über den neuen Premierminister Boris Johnson geärgert hatte, forderte sie öffentlichkeitswirksam die Abhängung ihres Bildes. Für ihre Kunst erhielt Tracey Emin Preise und Auszeichnungen, darunter 1995 den Internationalen Videokunstpreis des ZKM Karlsruhe und 2003 der britische Verdienstorden Commander of the Most Excellent Order of the British Empire. 2011 wurde Tracey Emin als Professorin für Zeichnen an die Royal Academy of Arts berufen. Damit war sie seit Gründung der Akademie im Jahr 1768 die zweite Frau nach Fiona Rae, die mit dieser Ehre gewürdigt wurde.

Tracey Emin lebt und arbeitet in London.