Edgar Ende empfand die Kunst als einen Vorstoß ins Unbekannte, als Begegnung mit Engeln und Dämonen. Seine surrealistischen Bilder malte der deutsche Künstler nur, wenn ihm das zugrunde liegende Geheimnis tief und verlockend genug erschien – »prälogisch«, wie er es selbst nannte, außerhalb der realen Welt und des denkenden Bewusstseins.
(...) WeiterlesenEdgar Ende - Ein Meister der visionären Kunst
Edgar Ende wurde am 23. Februar 1901 in Altona geboren. Nach der Volksschule absolvierte er eine Lehre zum Dekorationsmaler und besuchte die Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Seine erste Ehe ging er bereits 1922 auf Druck der Eltern ein, sie endete vier Jahre später mit der Scheidung. 1924 kam es zum Kontakt mit Gustaf Gründgens und Paul Kemp, 1925 zur Mitgliedschaft im Altonaer Künstlerverein und 1927 zur Teilnahme an der Ausstellung Europäische Kunst der Gegenwart in der Hamburger Kunsthalle. Die Bekanntheit von Edgar Ende wuchs zusehends, mit seiner zweiten Frau Luise Bartholomä fand er ein privates Glück, das 1929 durch die Geburt des gemeinsamen Sohnes Michael Ende gekrönt wurde. Die Familie zog nach München in das Haus des Bildhauers Josef Flossmann; Ende trat der Münchener Secession bei und konnte durch verschiedene Ausstellungen rasch auch internationale Bekanntheit erlangen.
Der Maler in der Dunkelkammer
Edgar Ende gewann seine Inspiration für neue visionäre Bilder auf ungewöhnliche Weise: Er setzte oder legte sich in sein vollständig verdunkeltes Atelier, das während dieser Phase niemand betreten durfte, und wartete darauf, dass die passenden Motive vor seinem inneren Auge erstanden. Mitunter verbrachte der Künstler mehr als 24 Stunden wie ein Fotograf in seiner »Dunkelkammer«, um ein neues Bild zu entwickeln, ehe er wirklich zu malen begann. Die Dunkelheit war für Edgar Ende unverzichtbar, um sein Bewusstsein zu leeren und Raum zu schaffen für neue und geheimnisvolle Gedanken. Um diese skizzenhaft festzuhalten, benutzte der Maler ein eigens zu diesem Zweck konstruiertes Schreibgerät, einen Bleistift, an dem ein kleines Licht befestigt war, das gerade genug Helligkeit bot, um zu erkennen, was sich auf dem Papier entwickelte. Im Anschluss ging Edgar Ende die Skizzen sorgfältig durch und prüfte, welche Einfälle wirklich zur Umsetzung in ein Ölgemälde geeignet waren. Dann begann das eigentliche Malen in angeregter Atmosphäre, und wenn ein neues Bild schließlich zum Abschluss gebracht worden war, versammelten sich Familie und Freunde, um das Werk zu bewundern und zu feiern – und zu diskutieren. Oft wurde stundenlang über ein neues Bild von Edgar Ende gesprochen. Für den Sohn Michael Ende waren diese Gespräche äußerst prägend für seine eigene literarische Karriere.
Ein Großteil des Werkes verbrannte
Edgar Ende konnte seinen zunehmenden internationalen Erfolg nicht lange genießen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten bedeutete für den surrealistischen Maler das vorläufige Ende seiner künstlerischen Arbeit; sein Werk galt als entartete Kunst. Die Familie musste aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in eine kleinere Wohnung umziehen. Seine Frau erlernte Massage und Heilgymnastik und sicherte damit den Lebensunterhalt der Familie, während Ende selbst zur Wehrmacht eingezogen wurde und in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Ein Großteil seines Werkes ging in den Verheerungen des Krieges verloren; einige Gemälde konnten durch den persönlichen Einsatz des Kunsthistorikers Ernst Buchner gerettet werden. In der Nachkriegszeit hatte Ende Anteil an der Neugründung des Deutschen Künstlerbundes und konnte mit seiner visionären Kunst neue Erfolge feiern. Ende verließ seine Familie und lebte mit der Kunststudentin Lotte Schlegel zusammen, die er zur Alleinerbin seines künstlerischen Nachlasses bestimmte.
Edgar Ende starb am 27. Dezember 1965 in Nettendorf. Edgar Endes Sohn, der Schriftsteller Michael Ende, berühmt für seine Romane Die unendliche Geschichte und Momo, griff die surrealistischen Bildwelten seines Vaters in seinem Werk immer wieder auf und setzte ihm mit seinem Buch Der Spiegel im Spiegel ein literarisches Denkmal. Er setzte sich für eine angemessene Würdigung seines Vaters ein und stellte ihn auf eine Stufe mit René Magritte. Michael Ende sorgte auch dafür, dass seine Mutter einen Teil der Bilder aus dem Nachlass erhielt.
Edgar Ende - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: