Henri Fantin-Latour - Erste Erfolge mit Kopien alter Meister
Henri Fantin-Latour wurde am 14. Januar 1836 in Grenoble geboren. Die Grundlagen des Zeichnens und Malens erlernte er bei seinem Vater Jean-Théodore Fantin-Latour; dabei bewies er ein so großes Talent, dass er sich für weiteren Unterricht bei Horace Lecoq de Boisbaudran empfahl. Vier Jahre lang wurde er von dem französischen Maler und Lehrer nach dessen spezieller Ausbildungsmethode, die auf dem visuellen Gedächtnis beruhte, unterwiesen. Der sich 1854 anschließende Besuch der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris blieb hingegen hinter den Erwartungen zurück: Henri Fantin-Latour musste sein Studium nach nur drei Monaten wieder beenden, weil man ihm mangelnde Fortschritte attestierte. Wie viele andere junge Maler besuchte Fantin-Latour regelmäßig den Louvre, um dort die alten Meister zu studieren und zu kopieren; bei dieser Gelegenheit lernte er 1855 Edgar Degas, 1857 Édouard Manet und 1858 Berthe Morisot kennen. Seine Kopien besaßen ein so hohes handwerkliches Niveau, dass er zahlreiche englische und amerikanische Käufer fand.
Realistische Blumenstillleben als begehrtes Markenzeichen
Henri Fantin-Latour knüpfte im Jahr 1859 Kontakt zu englischen Künstlerkreisen, nachdem ihn sein amerikanischer Freund und Malerkollege James McNeill Whistler nach London eingeladen und der Brite Alphonse Legros für eine entsprechende Einführung gesorgt hatte. Im selben Jahr machte der junge Maler aber eine noch bedeutendere Bekanntschaft: In Gustave Courbet fand er einen Freund und Mentor, in dessen Werkstatt er zwei Jahre lang mitarbeitete. Henri Fantin-Latour lernte und entwickelte hier seinen realistischen Malstil, für den seine Stillleben bis heute bekannt sind. Obwohl er mehrere impressionistische Künstler zu seinen engen Freunden zählte, blieb er selbst doch immer seiner realistischen Malweise treu. 1863 gehörte er zu den wenigen Malern, die gleichzeitig auf dem Pariser Salon und dem alternativen Salon des Refusés ausstellten. Seine nahezu fotorealistischen Bilder wurden von Publikum, Kritik und Künstlerkollegen gleichermaßen geschätzt. 1864 zeigte er seine Werke in der Royal Academy of Arts in London. In England trafen seine realistischen Blumenstillleben auf eine große und interessierte Käuferschaft.
Brückenschlag vom Realismus zum Symbolismus
Henri Fantin-Latour beschäftigte sich intensiv mit den Themen des deutschen Opernkomponisten Richard Wagner, damit ganz den Strömungen seiner Zeit verhaftet. Seine Begeisterung für Musik und Mythologie regte ihn immer wieder zu fantasievollen Kompositionen an, die er allerdings meist nicht als Gemälde, sondern als meisterhafte Lithografien ausführte, mit denen er die spätere Strömung des Symbolismus ankündigte und stark beeinflusste. 1876 heiratete er die befreundete Malerin Victoria Dubourg und verbrachte fortan die Sommermonate auf dem Sitz der Familie seiner Frau in Buré (Orne). Neben seinen berühmten Stillleben malte Henri Fantin-Latour auch einige Einzelporträts und Gruppebildnisse, von denen insbesondere Hommage à Delacroix und Un atelier aux Batignolles weitflächige Bekanntheit erreichten, auch, weil darauf zahlreiche zeitgenössische Künstlerkollegen, Maler wie Schriftsteller, in der für Henri Fantin-Latour üblichen detaillierten und naturgetreuen Weise dargestellt waren.
Henri Fantin-Latour starb am 25. August 1904 in Buré (Orne). Marcel Proust erwähnte den Maler in seinem berühmten Werk Die Suche nach der verlorenen Zeit, Peter Saville wählte ein Blumenstillleben von Fantin-Latour für das Cover des Musikalbums Power, Corruption & Lies der Rockband New Order.
Henri Fantin-Latour - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: