Joseph Fassbender

Joseph Fassbender wurde am 14. April 1903 in Köln geboren. Der Sohn des Bäckermeisters Caspar Fassbender und seiner Frau Elisabeth Bender war das zweite von vier Kindern und zeigte bereits als Schüler große künstlerische Begabung. Sein Lehrer Kohlhaas riet zum Besuch einer Zeichenschule, doch dem Vater schien eine musikalische Ausbildung standesgemäßer. Außerdem musste Joseph Fassbender eine Bäckerlehre absolvieren, weil er die familieneigene Konditorei übernehmen sollte. Nur in der spärlichen Freizeit konnte der Künstler zeichnen und malen; daneben besuchte er eifrig Abendkurse und las alle Bücher, die ihm nützlich erschienen. 1926 konnte er endlich die Kölner Werkschulen besuchen, wo er bei Richard Seewald Malerei und Grafik studierte. Es entstanden Lithografien zu den Zehn Geboten und Holzschnitte zur Novelle Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff, auch malte er Landschaften und Stillleben. Neben dem Studium musste Fassbender weiter in der elterlichen Bäckerei arbeiten, die finanzielle Lage blieb wie das Verhältnis zu den Eltern angespannt. Als der Künstler das Schulgeld nicht mehr aufbringen konnte, beglich der Direktor der Kölner Werkschulen, Richard Riemerschmied, das Defizit aus eigener Tasche.

Joseph Fassbender beendete sein Studium 1928 und nahm im Folgejahr an der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Köln teil, wo er auf Anregung seines Lehrers Richard Seewald für sein Bild Roter Anker den Villa-Romana-Preis erhielt; er war der erste Preisträger nach dem Ersten Weltkrieg. Nach der Hochzeit mit Anna Deneffe reiste das Ehepaar Fassbender nach Florenz, weitere Studienreisen nach Italien folgten. Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer unterstützte die künstlerische Arbeit Joseph Fassbenders mit öffentlichen Mitteln; im Ausgleich schuf der Künstler ein Gemälde für das Wallraf-Richartz-Museum. Ungeachtet der schwierigen finanziellen Lage, die durch die Weltwirtschaftskrise noch verschärft wurde, fand Joseph Fassbender immer mehr Anklang und wurde überregional bekannt. Der Kritiker Eugen Gottlob Winkler würdigte 1934 Fassbenders Werk in seinem Essay Die Erkundung der Linie. Nur zwei Jahre später beschlagnahmten die Nationalsozialisten die Beiträge des Künstlers für die Hamburger Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes.

Joseph Fassbender gründete nach dem Zweiten Weltkrieg mit Hubert Berke und Hann Trier die sogenannte Donnerstag-Gesellschaft mit dem Ziel, die Kunstszene des Rheinlandes nach dem Ende der NS-Diktatur wieder zu beleben. Für den Künstler, der auch Gründungsmitglied der Neuen Rheinischen Sezession war, begann eine erfolgreiche Zeit: 1951 nahm er an der ersten Biennale von São Paolo teil, 1955 war er auf der documenta 1, 1959 auf der documenta 2 und 1964 auf der documenta III in Kassel vertreten. Für seine Verdienste um die Kunst erhielt Joseph Fassbender Preise und Auszeichnungen, darunter 1950 den Karl Ströher-Preis, 1960 den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, 1964 den Großen-Graphik-Preis der Biennale von Venedig und das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland im selben Jahr. 1954 kuratierte Joseph Fassbender eine dem Schweizer Maler Ferdinand Hodler gewidmete Ausstellung im Kunsthaus Lempertz.

 

Joseph Fassbender starb am 5. Januar 1974 in seiner Geburts- und Heimatstadt Köln.