Roland Fischer ist der Meister der großformatigen Porträtfotografie und hat die Fotokunst in Deutschland um eine neue Bildästhetik bereichert. Der zweite große Themenstrang des deutschen Fotokünstlers ist die Architektur, die er aus neuer Perspektive und mit frischen Facetten entdeckt.
(...) WeiterlesenRoland Fischer – Zwischen Mathematikstudium und Kunstleidenschaft
Roland Fischer, geboren 1958 in Saarbrücken, verbrachte seine Kindheit und Jugend im Saarland, in Bayern und in Baden-Württemberg. 1978 begann er ein Studium der Mathematik in München; zur gleichen Zeit entstanden auch seine ersten künstlerischen Arbeiten. 1981 besuchte er zum ersten Mal New York, um dort zu arbeiten und auszustellen. Während seines Aufenthalts machte Roland Fischer die Bekanntschaft des Bildhauers Dan Graham, des Malers und Architekten Shūsaku Arakawa und des Dirigenten und Komponisten Leonard Bernstein. 1982 reiste Fischer nach Tokyo, traf dort im Rahmen seiner fotografischen Tätigkeit den Kaiser Hirohito, den Landschaftsmaler Higashiyama Kaii und den Sumō-Ringer Chiyonofuji Mitsugu. 1984 ließ sich Roland Fischer für zwei Jahre in Paris nieder, wo es zum Austausch kam mit Meret Oppenheim, Claude Lévi-Strauss, Gisèle Freund, Julien Green, Jochen Gerz und anderen Künstlern. Weitere Aufenthalte in Los Angeles (1989–1994) und Beijing (2007–2014) brachten neue Projekte und an lokalen Besonderheiten orientierte Interpretationen bestehender Werkserien.
Großformatige Porträts und emblematische Architekturbilder
Roland Fischer war der erste Fotograf in Deutschland, der mit großformatigen Porträtaufnahmen experimentierte. Von 1984 bis 1986 entstand die Werkreihe »Nonnen und Mönche«, bei der es Fischer um die Darstellung von Menschen ging, die ihre frühere Identität für ein kontemplatives Leben in Zurückgezogenheit aufgegeben haben. Besonderes Aufsehen erregten die »Los Angeles Portraits«, die in den 1990er Jahren entstanden: Für diese Bilder ließ Fischer seine Modelle bis zu den Schultern in einen Pool stehen. Erst, wenn das Wasser völlig zur Ruhe gekommen war, drückte der Fotograf den Auslöser. Sein zweites großes Themenfeld fand Fischer in der Architektur, die ihn besonders in Gestalt komplexer Bauwerke der Gotik und ikonischen Gebäuden der Moderne fasziniert, wobei seine Aufnahmen von Fassaden mitunter beinahe die Qualität abstrakter Kunstwerke erreichen. Der digitalen Technik steht Roland Fischer offen gegenüber, seine Werkreihen »Kathedralen« und »New Architectures« wären ohne die Hilfe des Computers nicht möglich gewesen. Für seine Bildserien sind oft komplexe Aufbauten zur Beleuchtung notwendig, die präzise von einer Recheneinheit gesteuert werden.
Schlüsselfigur der zeitgenössischen deutschen Fotokunst
Roland Fischer pflegt langjährige Freundschaften mit dem Bildhauer Paul Fuchs (seit 1979) und dem Konzeptkünstler Roman Opalka (seit 1984). In der Fotografie sieht Fischer das ideale Mittel, um die »Gegenwart visuell zu reflektieren«. Der doppelte Fokus auf Porträt- und Architekturfotografie ist kein Zufall: Für Roland Fischer geht es in seinem künstlerischen Schaffen um den Menschen – und die Orte, an denen er lebt. Auch das für Porträtbilder bislang unübliche große Format hat der Künstler mit Bedacht gewählt, gewinnen so doch einzelne Details und Bildbereiche eine ganz neue und veränderte Gewichtung. Mit seiner einzigartigen Herangehensweise ist er zu einer gefeierten Schlüsselfigur der zeitgenössischen Fotokunst in Deutschland geworden. Dabei bleibt er selbst stets hinter dem Objektiv verborgen und lässt sein Werk für sich sprechen.
Roland Fischer lebt und arbeitet in München und Beijing (Peking).
Roland Fischer - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: