Dan Flavin

Dan Flavin - Erst Wetterleuchten, dann Lichtzauber

Dan Flavin wurde am 1. April 1933 in New York geboren. Seine Wurzeln waren zunächst mehr spiritueller als künstlerischer Natur; von 1947 bis 1952 besuchte er das "Cathedral College of the Immaculate Conception", dann das "Priesterseminar" in New York. Sein Vater, ein irischer Offizier und strenggläubig, hatte für seinen Sohn eine Karriere als Priester vorgesehen. Vielleicht schuf Flavin aus diesem Grund seine nachmaligen Kathedralen aus Licht, zuvorderst schlug er allerdings andere Wege ein und ließ sich 1953 zum Meteorologen ausbilden. Als solcher arbeitete er für die Royal Air Force in Korea, ehe er 1956 endlich die Weichen für eine Karriere als Künstler stellte und ein Studium der Kunstgeschichte an der New York School for Social Research begann. Nach dem Besuch einiger weiterer Kurse an der "Hans Hoffmann School of Fine Arts" arbeitete Flavin kurze Zeit für mehrere Museen, während er sich gleichzeitig an seinen ersten Installationen versuchte. Hatte er in den 1950er-Jahren noch vorwiegend auf traditionelle Kunstwerke wie Ölgemälde gesetzt, galt sein Interesse nun zunehmend Assemblagen und Konstruktionen. Im Jahr 1961 fing Dan Flavin schließlich an, elektrische Leuchtstoffröhren in seine Kunst miteinzubeziehen – der große Durchbruch gelang ihm zwei Jahre später mit seiner Lichtinstallation "Diagonale vom 25. Mai".

Bruch mit den Traditionen, sakrales Erbe

Traditionelle Materialien waren die Sache von Dan Flavin nicht; er wollte bewusst neue Wege beschreiten und den Betrachter in seine Lichtinstallationen hineinziehen. Dennoch wehrte er sich gegen eine allzu tiefe Ausdeutung seines Schaffens, womit er ganz auf der Linie der Minimalisten lag, zu deren bedeutenden Vertretern er gezählt wird – obwohl er selbst mit dieser Einordnung alles andere als glücklich war. Nahezu allen seinen Installationen wohnte eine eigentümliche Spiritualität inne, die, allen gegenteiligen Beteuerungen des Künstlers zum Trotz, häufig die sakrale Aura einer Kirche oder Kathedrale erzeugte. Dieser Eindruck verstärkte sich mit der zunehmenden Größe seiner Installationen, die in den 1960er-Jahren beständig an Umfang zulegten, sich von einfachen Objekten zu ganzen Korridoren, Hallen und Gebäuden auswuchsen und weite Resonanz fanden. Für seine Lichtinstallationen benutzte Dan Flavin meist auf eine ausgeklügelte Kombination aus kalten und warmen Farben; die verschiedenen Leuchtstoffe arrangierte der Künstler so geschickt, dass teilweise die Illusion ganzer Labyrinthe mit sich verschiebenden Wänden und Lichtverhältnissen entsteht. Je nach Position des Betrachters verändert sich die Gestalt des Kunstwerks – ein Geheimnis des großen Erfolgs, den Dan Flavin bei Kritikern und Publikum hatte.

Langjährige Krankheit, bedeutendes Vermächtnis

Dan Flavin war zweimal verheiratet, mit seiner ersten Frau Sonja Severdija hatte er einen Sohn, Stephen, die zweite Ehe mit der Künstlerin Tracy Harris blieb kinderlos. Dan Flavin starb am 29. November 1996 in New York an den Folgen einer langjährigen Diabeteserkrankung. Anlässlich seines 10. Todestages ehrte die Münchner Pinakothek den großen Lichtzauberer mit einer umfassenden Retrospektive. An die 70 Arbeiten durften bewundert werden, darunter die bedeutenden "monuments for Vladimir Tatlin".