Adolf Fleischmann kämpfte mit vielen Widrigkeiten, litt unter den schwierigen Verhältnissen zweier Weltkriege, unter dem Unverständnis seines Publikums, unter finanzieller Not. Erst in seinen letzten Jahren schaffte er den Durchbruch, wenngleich das Ringen um seine Stellung im vieldiskutierten Kanon der Kunst noch immer nicht abgeschlossen ist.
(...) WeiterlesenAdolf Fleischmann - Studium bei Robert Poetzelberger und Adolf Hölzel
Adolf Fleischmann wurde am 18. März 1892 in Eßlingen geboren. Als jüngstes von drei Kindern des Geschäftsmanns Wilhelm Fleischmann und seiner Frau Paulina wuchs er in geordneten Verhältnissen ohne finanzielle Sorgen auf und genoss eine gute Schulbildung. Nach dem Abitur studierte er von 1908 bis 1911 an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule und wechselte dann an die Königliche Kunstakademie, wo unter anderem Robert Poetzelberger und Adolf Hölzel seine Lehrer waren. Nach dem Studium fand er eine kurzfristige Anstellung als Maler und Zeichner in der von Paul Hahn eröffneten und geleiteten Werkstätte für graphische Kunst, ehe er 1914 zum Militärdienst eingezogen wurde. An der Ostfront des Ersten Weltkriegs erlitt Adolf Fleischmann eine starke Verwundung, die zu seiner vorzeitigen Entlassung und Heimkehr führte. Für Stuttgarter Verlage entwarf er vorübergehend Buchumschläge, dann vermittelte ihn seine Halbschwester Lotte Luise Volger an das Kantonsspital Zürich, wo er Moulagen und wissenschaftliche Zeichnungen schuf. Zahlreiche seiner Moulagen sind noch erhalten und können heute im Universitätsspital Zürich besichtigt werden.
Taubenzüchter, Widerstandskämpfer und Auswanderer
1921 konnte Adolf Fleischmann sich an der Ausstellung der »Neuen Sezession« München beteiligen, dabei empfing er wichtige Anregungen von den Expressionisten um Franz Marc. In der Folgezeit widmete er sich selbst stark dem Expressionismus, unternahm außerdem Studienreisen nach Paris, Italien, Spanien und die Schweiz. Das früheste erhaltene Gemälde von Adolf Fleischmann stammt aus dieser Zeit, es ist ein 1925 entstandenes abstraktes Bild, das deutliche Einflüsse des Kubismus aufweist. 1933 stand Adolf Fleischmann kurz vor seiner ersten Einzelausstellung, die jedoch von den nationalsozialistischen Machthabern und ihrem Hass auf abstrakte Kunst verhindert wurde. Fleischmann verließ Deutschland, verbrachte einige Jahre als Taubenzüchter auf Mallorca, gelangte schließlich über Italien nach Paris, wo er sich der Gruppe l'Équipe anschloss und einflussreichen Künstlern wie Albert Gleizes und Robert Delauney begegnete. In den 1940er-Jahren schloss er sich der Résistance an, musste mehrere Verhaftungen über sich ergehen lassen und stand am Ende des Krieges vor den Trümmern seines zerbombten Pariser Ateliers. Gemeinsam mit seiner Frau Elly Abendstern, die er 1948 geheiratet hatte, wanderte er nach Amerika aus, fing im Alter von 60 Jahren in New York neu an, nahm wieder Auftragsarbeiten an und ließ seine Malerei von den hohen Wolkenkratzern inspirieren.
In den USA wurde Adolf Fleischmann zum Vorläufer der Opt-Art
In Amerika schuf Fleischmann seine bekannten, unverkennbaren Werke aus Winkeln, Linien und geometrischen Formen, experimentierte mit verschiedenen Materialien und konnte endlich die Einzelausstellungen durchführen, die ihm das nationalsozialistische Deutschland verwehrt hatte. Mit seinen der seriellen Malerei verwandten Werken wurde er zu einem wichtigen Wegbereiter der Opt-Art. 1965 erlitt der Künstler einen heftigen Schlaganfall, der seine Entfaltung einschränkte. Für die letzten Jahre seines Lebens kehrte Adolf Fleischmann nach Deutschland zurück, wo er sich eine bessere medizinische Versorgung versprach. Ausgerechnet in die Phase seiner schweren Krankheit fiel der lange ersehnte große Durchbruch als Künstler: 1966 veranstaltete der Württembergische Kunstverein die Adolf-Fleischmann-Jubiläumsausstellung, die Fleischmann endgültig berühmt machte.
Adolf Fleischmann starb am 28. Januar 1968 in Stuttgart.
Adolf Fleischmann - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: