Piero Fornasetti - Rebellisches Verhalten führte zum Abbruch des Studiums
Piero Fornasetti wurde am 10. November 1913 in Mailand geboren. Er war eines von vier Kindern einer wohlhabenden Unternehmerfamilie mit einem latenten Hang zur Kunst. So stieß sein früh erwachtes musisches Interesse zwar durchaus auf Förderung und Verständnis, doch vertraten die Eltern die Ansicht, dass es sich dabei nur um ein Freizeitvergnügen handeln könne, nicht um einen ernsthaften Broterwerb. Weil sein Bruder sich bereit erklärte, die Leitung des familieneigenen Betriebs zu übernehmen, stand Piero Fornasetti schließlich doch der Weg an die Accademia di Belle Arti di Brera offen. Zwar trug ihm seine deutlich zutage tretende Begabung ein Stipendium ein, doch führte sein unangepasstes, rebellisches Verhalten nach zweijährigem Studium zu einem Schulverweis. Piero Fornasetti ließ sich davon nicht beirren und suchte seinen Weg kurzerhand als Autodidakt – die Ausbildung in Eigenregie kam seinem egozentrischen und durchaus schwierigen Charakter ohnehin näher. Er betätigte sich also weiterhin als Maler in Mailand, entwickelte aber zusehends ein lebhaftes Interesse an Bildhauerei, Design und Kunsthandwerk.
Freundschaft und fruchtbare Zusammenarbeit mit Gio Ponti
Piero Fornasetti nahm im Alter von nur 20 Jahren an der Mailänder Triennale des Jahres 1933 teil und erregte dort mit seinen bemalten Seidenfoulards die Aufmerksamkeit des Architekten und Designers Gio Ponti, der in den Folgejahren zu einem der wichtigsten Freunde und Förderer des jungen Künstlers wurde. Zu den gemeinsamen Projekten gehörte die Innenausstattung des berühmten Luxusschiffs Andrea Doria. Auch entwarf Piero Fornasetti vier Jahre lang Titelblätter für Pontis Architekturzeitschrift Domus, in der zudem mehrere seiner Arbeiten veröffentlicht wurden. Es sind nicht einzelne Werke, die den Ruhm des Künstlers begründen und sein Genius illustrieren, es ist die Gesamtheit eines Oeuvres, das in alle möglichen Richtungen gedacht, bewegt, gestaltet wird. Erst in der Gesamtschau wird deutlich, wie umfassend und rastlos sich der schöpferische Geist von Piero Fornasetti betätigt hat. Nach dem Tod des Künstlers hat es sein Sohn Barnaba Fornasetti übernommen, das Werk des Vaters zu vermarkten – und dabei außerordentliches Geschick bewiesen: Dank seiner Bemühungen wurde der Name Fornasetti zu einer Marke.
Ein Liebhaber fantasievollen und verspielten Dekors
Piero Fornasetti entwickelte eine eigentümliche Faszination für die Opernsängerin Lina Cavalieri, die als schönste Frau ihrer Zeit galt, fünf Ehemänner und zahlreiche Geliebte verschliss und noch mehr Unglücklichen den Kopf verdrehte. Selbst kennengelernt hatte Fornasetti die Diva nie, erst nach ihrem Tod wurde er auf die Schöne aufmerksam und machte ihr ausdrucksstarkes Gesicht zu seinem Markenzeichen. Mehr als andere von ihm favorisierten Motive wie Spielkarten, Sonnen, Hände, Seeungeheuer und Harlekine tauchte das Antlitz der Sopranistin in seinen Entwürfen auf: Sie zierte seine Lampenschirme, Aschenbecher, Buchstützen und Tassen. Der fleißige Künstler eröffnete schließlich seinen eigenen Laden in Mailand, wo seine Ideen aus erster Hand ihr Publikum fanden.
Piero Fornasetti starb am 1. Oktober 1988 in seiner Geburts- und Heimatstadt Mailand.
Piero Fornasetti - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: