Jean-Honoré Fragonard

Jean-Honoré Fragonard - Ausbildung in Paris bei François Boucher, Schwerpunkt Erotik

Jean-Honoré Fragonard wurde am 5. April 1732 in Grasse geboren. Sein Vater betätigte sich mit überschaubarem Erfolg als Parfümeur, konnte seinem Sohn aber immerhin eine Ausbildung in Paris bei François Boucher, dem Hofmaler Ludwigs XV., ermöglichen. Fragonard baute auf dem Vorbild seines Lehrers auf, entwickelte dessen Malstil aber kontinuierlich weiter. Auf einer Reise nach Rom sammelte er weiteren Schliff, ehe er seine Rückkehr nach Paris mit der Aufnahme in die Akademie krönte. Diese verdankte er vor allem seinem prächtigen wie dramatischen Historiengemälde Koresos und Kallirrhoe, in dem sich seine Meisterschaft schon deutlich ausgeprägt zeigte. Allerdings verharrte Jean-Honoré Fragonard nicht im historischen Metier, sondern wandte sich in den Folgejahren immer mehr der Erotik zu – mit großem Erfolg, bewegte er sich hierbei doch auf dem sicheren Terrain des Zeitgeistes und stand in einer Reihe mit seinen berühmten Kollegen Antoine Watteau und François Boucher; Letzteren sollte er schließlich als Hofmaler beerben.

Aufstieg und Fall im absolutistischen Frankreich, Rückkehr nach Grasse

Jean-Honoré Fragonard liebte es, attraktive junge Frauen auf frivole Weise umgeben von wilder Natur in Szene zu setzen. Die Vorlagen für seine ausgefeilten Naturdarstellungen hatte er während seiner Studienreise durch Italien selbst unter freiem Himmel angefertigt. Seine Anzüglichkeiten trafen den Nerv des Publikums, erwiesen sich mitunter aber auch als zu gewagt: So verzichtete die berüchtigte Madame du Barry schließlich darauf, eine zunächst von ihr bestellte erotische Bilderserie Fragonards wirklich ihren Gästen zu präsentieren. Auch als feinsinniger Illustrator von klassischer Literatur konnte Jean-Honoré Fragonard überzeugen; er fertigte Zeichnungen an für Ariosts Orlando Furioso und Cervantes Don Quichotte. Für seinen Niedergang zeichneten schließlich die politischen Verhältnisse verantwortlich: Jean-Honoré Fragonard, der gefeierte Star des Ancien Régime, verlor mit dem Untergang des alten Bourbonenreichs in den blutigen Wirren der Französischen Revolution seine Stellung, sein Zuhause und seine angehäuften Reichtümer. Mit zahlreichen seiner Gemälde im Gepäck floh er nach Grasse, wo er respektvoll empfangen wurde und private Auftraggeber fand.

Die Bilder Jean-Honoré Fragonards sind begehrte Sammlerstücke

Jean-Honoré Fragonard starb am 22. August 1806 in Paris. 1999 wurde der von den niederländischen Astronomen Cornelis Johannes van Houten und Ingrid van Houten-Groeneveld entdeckte Asteroid (8235) Fragonard nach dem großen Meister des französischen Rokoko getauft. Die Parfümerie, die seinen Namen trägt, steht allerdings in keinem Zusammenhang mit dem Geschäft seiner Familie, sondern wurde erst 1926 von Eugène Fuchs gegründet und nach dem von ihm verehrten Künstler so benannt. Jean-Honoré Fragonard hinterließ seinen Sohn Alexandre-Évariste Fragonard, den er selbst zum Maler ausgebildet hatte und der als Künstler zumindest annähernd an den Erfolg seines Vaters anknüpfen konnte. Der berühmte französische Anatom und Präparator Honoré Fragonard war ein Cousin von Jean-Honoré Fragonard; beide Männer gehörten 1793 der nationalen Kunstjury an. Das Werk Fragonards erfreut sich unter Sammlern großer Beliebtheit und befindet sich daher zumeist in privater Hand. Das ihm gewidmete Museum in seiner Heimatstadt Grasse besitzt heute nur noch hochwertige Kopien; die Originalgemälde wurden Ende des 19. Jahrhunderts verkauft.