Robert Frank - Frühe Jahre als Filmfotograf
Robert Frank wurde am 9. November 1924 in Zürich geboren. Sein Vater Hermann Frank, ein Innenarchitekt mit jüdischen Wurzeln, verlor durch das nationalsozialistische Reichsbürgergesetz seine deutsche Staatsbürgerschaft und emigrierte mit seiner Familie in die Schweiz, die Heimat seiner Frau Rosa. Robert Frank besuchte in Zürich Primar- und Sekundarschule und absolvierte im Anschluss ein sogenanntes Welschlandjahr in Payerne am Institut Jomini. Von 1941 bis 1942 lernte er bei Hermann Segesser in Zürich die Grundlagen der Fotografie. 1942 begann er eine Lehre im Atelier von Michael Wolgensinger, der ihn nach Abschluss der Lehrzeit als Angestellten übernahm. Für die in Zürich ansässige Gloria-Film betreute er mehrere Filmprojekte, bei denen er für die Standbilder verantwortlich zeichnete, außerdem assistierte er kurzzeitig Victor Bouverat in Genf. 1945 erhielt Robert Frank schließlich die Schweizer Staatsbürgerschaft.
Der Bildband The Americans gilt als Meilenstein der Kunstfotografie
Robert Frank reiste 1947 nach New York und erregte mit seiner Fotomappe die Aufmerksamkeit von Alexei Brodowitsch, der als Art Director für die bekannte Modezeitschrift Harper's Bazaar tätig war. Brodowitsch engagierte den jungen Schweizer als Assistenzfotograf. Obwohl man ihm gewisse künstlerische Freiheiten wie den unüblichen Gebrauch einer 35-Millimeter-Leica zugestand, tat sich Frank mit den engen Beschränkungen der Modefotografie schwer und kündigte bald, um als freier Fotograf zu arbeiten. Neben Haper's Bazaar gehörten auch Fortune, Life, McCall's und Vogue zu seinen Auftraggebern. Auf Reisen durch Bolivien, England, Frankreich, Peru, Spanien und Wales lernte Robert Frank berühmte Kollegen wie Elliot Erwitt, Walter Evans und Edward Steichen kennen. Mit Steichen kam es ab 1953 zur Zusammenarbeit für die bedeutenden Ausstellungen Post-War European Photographers und The Family of Man im Museum of Modern Art. 1955 ermöglichte ihm das Guggenheim-Stipendium die Arbeit an einem lange gehegten Wunschprojekt: Für eine umfassende Bildreportage über die USA entstanden bis 1957 28.000 Fotografien, aus denen er schließlich 83 Abzüge auswählte und für sein wegweisendes Fotobuch Die Amerikaner zusammenstellte. Das Buch konnte nur mithilfe des französischen Verlegers Robert Delpire veröffentlicht werden und enthielt mehr Text, als von Frank zunächst beabsichtigt; dessen ungeachtet wurde es aber zu einem der einflussreichsten Fotobände des 20. Jahrhunderts.
Pionier des Independent-Films
Robert Frank fand Zugang zu den Kreisen um Jack Kerouac und Allen Ginsberg, die als Schriftsteller zu den wichtigsten Vertretern der Beat Generation gehörten. Als sich Frank 1959 erstmals mit dem Medium Film beschäftigte, war es ein unvollendetes Theaterstück von Kerouac, das als Vorlage für den mit Freunden in einer Privatwohnung gedrehten Experimentalfilm Pull My Daisy diente. Über 30 weitere Filme entstanden in den Folgejahren, ohne Budget und ohne die Mitwirkung eines professionellen Filmstudios – die Geburtsstunde des Independent-Films. 1969 übersiedelte er nach Kanada und arbeitete nur noch gelegentlich als Fotograf. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau, der englischen Tänzerin Mary Lockspeiser, heiratete Robert Frank 1975 deren Freundin June Leaf, eine Bildhauerin, mit der er zwei Kinder hatte: Die Tochter Andrea kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, der Sohn Pablo verübte nach jahrelanger Erkrankung Suizid. Mit einer nach seiner Tochter benannten Stiftung versuchte Robert Frank, junge Künstler zu unterstützen.
Am 9. September 2019 starb Robert Frankeines natürlichen Todes im Alter von 94.
Robert Frank - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: