Johnny Friedlaender

Johnny Friedlaender - Erste Ausstellungen trotz politischer Verfolgung

Johnny Friedlaender wurde am 26. Dezember 1912 als Gotthard Joachim Friedlaender in Pleß, Oberschlesien geboren. Der Sohn eines Apothekers besuchte das Gymnasium und entschied sich im Anschluss für ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Breslau. Dort studierte er von 1928 bis 1930 in der Meisterklasse des expressionistischen Malers, Lithografen und »Brücke«-Mitglieds Otto Mueller. Weiteren Unterricht erhielt Johnny Friedlaender von Carlo Mense, einem anerkannten Vertreter des Rheinischen Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit. 1933 wurde er verhaftet und für zwei Jahre in einem Konzentrationslager interniert; weil er sich nach seiner Entlassung täglich bei den Behörden melden musste, emigrierte er 1935 in die Tschechoslowakei. Dort konnte er im Folgejahr zum ersten Mal einige seiner Radierungen ausstellen. Im Anschluss unternahm Friedlaender trotz der angespannten politischen Situation Reisen nach Österreich, Frankreich, Belgien und in die Schweiz. In Den Haag konnte er eine erfolgreiche Ausstellung mit Radierungen und Aquarellen veranstalten.

Ein Flüchtling in Paris wird zu einem anerkannten Künstler

Johnny Friedlaender gelangte 1937 als politischer Flüchtling nach Paris, wo er strengen Restriktionen unterlag und seine Aufenthaltsgenehmigung wöchentlich erneuern musste. Ungeachtet der schwierigen Verhältnisse zeigte er seine Radierungen auf mehreren Ausstellungen und verdiente seinen Lebensunterhalt mit Illustrationen für die Wochenzeitung Marianne. 1939 wurde Friedlaender erneut verhaftet und bis 1943 im Lager von Meslay-du-Maine interniert. Nach seiner Befreiung diente er vorübergehend in der britischen Armee. Nach dem Krieg gelang es Johnny Friedlaender, als freischaffender Künstler in Paris Fuß zu fassen; 1950 erhielt er die französische Staatsangehörigkeit. Im selben Jahr brachte die »Bibliotheque Française« seine Kunst der deutschen Öffentlichkeit in Nürnberg nahe. Johnny Friedlaenders innovative Farbradierungen sorgten für erste bunte Tupfer in der grauen Trümmerlandschaft des verheerten Nachkriegsdeutschlands. Als die Kunstszene auch in Deutschland immer größer und schillernder wurde, nahm die Aufmerksamkeit für den eher stillen und zurückhaltenden Friedlaender wieder ab.

Einflussreicher Lehrer mit internationaler Reputation

Johnny Friedlaender umspannte mit seinem Schaffen gleichermaßen abstrakte und konkrete Themen und maß auch der Musik große Bedeutung bei. Viele seiner Bilder sind als »Scherzo«, Fuge« oder »Kontrapunkt« untertitelt. Die Musik übersetze von jeher Visuelles in Akustisches, erklärte Friedlaender seine Neigung. Für seine Kunst erhielt Johnny Friedlaender Preise und Auszeichnungen, darunter 1957 den Preis der Biennale in Tokio, 1969 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1982 den Lovis-Corinth-Preis. 1987 würdigte die Kunsthalle Bremen den Künstler zu seinem 75. Geburtstag mit einer großen Retrospektive, die Ausstellung zu seinem 80. Geburtstag fand in Bonn statt. Die Vermittlung seines Könnens war Friedlaender ein Bedürfnis: 1959 erfüllte er einen Lehrauftrag der UNESCO in Rio de Janeiro, 1966 und 1967 lehrte er als Professor an der Sommerakademie in Salzburg. In seinem Pariser Atelier unterrichtete Johnny Friedlaender zahlreiche Schüler, zu denen klangvolle Namen wie Hans Brög, René Carcan, Bettina von Arnim, Karin Luts, Alfred Pohl, Ulrike Ottinger, Wim Wenders und Ilse Willers zu finden sind.

Johnny Friedlaender starb am 18. Juni 1992 in Paris.