Masahisa Fukase

Masahisa Fukase wurde am 25. Februar 1934 in der kleinen Stadt Bifuka im Norden von Hokkaidō geboren. Die Fotografie wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt, denn seine Eltern betrieben mit einigem Erfolg ein Fotostudio, in dem Masahisa Fukase schon früh die Grundlagen des fotografischen Handwerks erlernte. In den 1950er Jahren ging er nach Tokio, um an der renommierten Nihon-Universität Fotografie zu studieren; 1956 erwarb er seinen Abschluss und arbeitete dann für kurze Zeit im Nippon Design Center sowie bei Kawada Shobo Shinsha Publishers, er 1968 als freier Fotograf den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Masahisa Fukase bereits sein erstes größeres künstlerisches Projekt vorgelegt: Die Werkgruppe Kill the Pig von 1961 zeigte in düsteren Bildern das blutige Geschehen auf dem Shibaura-Schlachthof in Tokio. Bei der Ausstellung gleichen Namens gab es in unmittelbarer Gegenüberstellung als scharfen Kontrast die Serie Naked zu sehen, die Aktbilder des Fotografen selbst und seiner damaligen Partnerin Yukiyo Kawakami zeigte.

Masahisa Fukase ist heute vor allem für seine Fotografien von Raben bekannt. Die Serie Karasu (»Die Raben«) entstand zwischen 1976 und 1982 und sollte eigentlich Tonpokuki (»Wintertagebuch«) heißen. Die stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Bilder von Raben in Hokkaidō, Kanazawa und Tokio erschienen zunächst als achtteilige Serie in der Zeitschrift Camera Mainichi, wurden aber auch auf Ausstellungen gezeigt, die dem Künstler nicht nur in Japan, sondern auch in Europa und in den USA große Anerkennung einbrachten. Die 1986 erfolgte Buchveröffentlichung der Fotografien wurde schnell zu einem der gefragtesten japanischen Bildbände der Nachkriegszeit und prägte das Bild des Künstlers nachhaltig. Masahisa Fukase selbst hatte schon zum Abschluss des Projekts im Jahr 1982 etwas kryptisch erklärt, er sei zu einem Raben geworden. Obwohl die Rabenbilder mit Abstand das berühmteste Werk Fukases wurden, machen sie nur einen Bruchteil seines umfangreichen Oeuvres aus. Charakteristisch war die Arbeit in Serien, die manchmal über mehrere Jahrzehnte hinweg geführt wurden, die Bilder zeigten oft persönliche Motive und gaben einen Einblick in die Seele des Künstlers: Bilder seiner Frau, Aufnahmen seines sterbenden Vaters und Sasuke, Fukases Katze.

Masahisa Fukase blieb trotz seiner erfolgreichen Karriere in Tokio seiner Heimat ein Leben lang eng verbunden. Während der 1970er und 1970er Jahre besuchte er häufig seine Familie, um sie mit der Kamera zu porträtieren. Die dabei entstandenen Bilder wurden in dem Bildband Kazoku (»Familie«) veröffentlicht, der als das seltenste Fotobuch von Masahisa Fukase und begehrtes Sammlerstück gilt. 1992 stürzte der Künstler beim Besuch seiner Lieblingsbar schwer und zog sich eine Hirnverletzung zu, die es ihm unmöglich machte, seine Arbeit fortzusetzen. In der Folge blieb der Öffentlichkeit ein großer Teil seines Werkes verborgen, erst nach seinem Tod wurden die Archive der interessierten Kunstwelt zugänglich gemacht.

 

Masahisa Fukase starb am 9. Juni 2012.