Winfred Gaul

Winfred Gaul - Studium bei Willi Baumeister und Manfred Henninger

Winfred Gaul wurde am 9. Juli 1928 in Düsseldorf als Winfried Gaul geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Ostpreußen, wohin sein Vater, ein Lehrer, versetzt worden war. In den letzten Kriegstagen wurde er im Alter von 16 Jahren als Soldat eingezogen und musste an der Ostfront Dienst tun. 1948 begann Winfred Gaul nach erfolgreich bestandener Abiturprüfung eine Bildhauerlehre. Der Wunsch nach einem tieferen Kunstverständnis führte Gaul an die Universität Köln, wo er neben Kunstgeschichte noch Germanistik studierte. 1950 besuchte er für drei weitere Jahre die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste, um bei Willi Baumeister und Manfred Henninger wichtige Impulse für seine Entwicklung zum Maler der Moderne zu empfangen. Als äußerst fruchtbar erwies sich auch ein kurzer Studienaufenthalt in Paris, währenddessen er den deutschstämmigen Galeristen Jean-Pierre Wilhelm und die Kunstkritiker Julien Alvard und Pierre Restany kennenlernte. Der gegenseitige Austausch brachte viele Anregungen und Anstöße für den jungen Künstler, der sich nach seiner Rückkehr nach Deutschland sein erstes Atelier einrichtete.

Die Kunst als Form von Protest, Revolution und Widerstand

Winfred Gaul schloss sich nicht zuletzt unter dem Eindruck der verheerenden Kriegsjahre der Gruppe 53 an, einer avantgardistischen Künstlervereinigung, die sich das Aufbegehren, Revolte und Anarchie auf die Fahnen geschrieben hatte. Es war ein Protest mit den Mitteln der Malerei, und zum Synonym für die alten Machtstrukturen wurden die traditionelle Komposition, die figürliche Darstellung, die Abbildung des Wirklichen, alles Gewohnte und Überkommene. In der informellen Malerei fand Winfred Gaul die besondere Formsprache, die die Grenzen des Bisherigen sprengte und von allen Traditionen befreite. Er beteiligte sich an mehreren Ausstellungen im In- und Ausland, allein 16-mal war er mit seinen Bildern auf Ausstellungen des Deutschen Künstlerbundes vertreten. 1962 lud ihn der Kunstkritiker Clement Greenberg nach New York ein. Zu seinen Freunden und Gesinnungsgenossen zählten Peter Brüning und Manfred de la Motte, in deren Galerie er seine erste bedeutende Einzelausstellung hatte, und später auch Bernhard Schultze, Otto Götz und Heinz Kreutz.

Ein vielseitig interessierter Künstler auf einer lebenslangen Suche

Winfred Gaul, der in den frühen Jahren seiner Malerei stark beeinflusst war von William Turner, dessen Werk er in der Londoner Tate Gallery bewundert hatte, durchlief in seiner Laufbahn mehrere Phasen. Neben den Poèmes Visibles (den gemalten Gedichten), den Farbmanuskripten und den Wischbildern erregten vor allem die Signale & Verkehrszeichen große Aufmerksamkeit, stellten sie doch eine radikale Abkehr von dem bisherigen Malstil des Künstlers dar. Winfred Gaul widmete diesen Signalbildern ein ganzes Jahrzehnt. Er zitierte damit aber nicht tatsächliche Verkehrszeichen, sondern schuf sorgsam erdachte und synthetisch konstruierte Symbole und Wegweiser – oder in den Worten des Künstlers Hieroglyphen einer neuen Großstadtkunst. Winfred Gaul wandte sich schließlich der analytischen Malerei zu und konnte hier mit den Werkgruppen Markierungen und Recycling Akzente setzen.

Winfred Gaul starb am 3. Dezember 2003 in Düsseldorf-Kaiserswerth.