André Gelpke

André Gelpke - Fotografie-Studium bei Otto Steinert in Essen

André Gelpke wurde am 15. März 1947 in Beienrode geboren. Zunächst absolvierte er eine Lehre als Maurer, mit der er sich auf seinen eigentlichen Berufswunsch Architekt vorbereiten wollte. Im Anschluss besuchte er zwei Jahre lang eine Tagesschule und erwarb das Fachabitur. Das Praktikum bei einem Werbefotografen bestärkte André Gelpke in seinem Interesse an der Fotografie. 1967 bereiste er den Orient, erkundete Ägypten und den Sudan. In Beirut geriet Gelpke unversehens in den Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien. Völlig mittellos und von schwerer Krankheit gezeichnet, gelang ihm nur dank der Hilfe eines Arztes die Flucht in die Türkei. Nachdem er 1968 seinen Militärdienst abgeleistet hatte, studierte er von 1969 bis 1975 Fotografie bei Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen. Als Thema für seine Diplomarbeit wählte Gelpke die damals üblichen Hippiereisen nach Asien, wo sich die Teilnehmer einen tieferen Sinn zu finden erhofften. Seinen eigenen Sinn fand André Gelpke in der Fotografie, die er mit großem Ernst betrieb.

Kompromissloser Einsatz für die Autorenfotografie

André Gelpke gehörte 1975 gemeinsam mit seinen Studienkollegen Gerd Ludwig und Rudi Meisel zu den Gründern der Bildagentur Visum, die dem Vorbild der erfolgreichen US-Agentur Magnum folgen sollte und eine neue Ära im deutschen Fotojournalismus nach dem Zweiten Weltkrieg einleitete. Zu den Auftraggebern gehörten Spiegel, Stern und Zeit. Der Streit um eine zu kommerzielle Ausrichtung der Agentur führte allerdings bereits 1979 wieder zum Austritt André Gelpkes, der sich vornehmlich der Kunstfotografie widmen wollte. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und sich eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren, führte Gelpke Workshops durch und nahm verschiedene Lehraufträge an. André Gelpke erkannte früh, dass die journalistische Fotografie gegenüber den Bewegtbildern des Fernsehens im Nachteil war und lotete andere, neue Möglichkeiten der Bildersprache aus. Anders als in den USA, wo Künstler wie Diane Arbus, Robert Frank und Lee Friedlander mit der Autorenfotografie große Erfolge feierten, konnten sich Gelpke und seine Mitstreiter in Deutschland und der Schweiz nur schwer gegen die erfolgreichen dokumentarischen Arbeiten der Düsseldorfer Becher-Schüler um Andreas Gursky und Thomas Ruff behaupten.

Die fotografische Durchmessung der Welt

André Gelpke machte für die anfänglich zögerliche Akzeptanz der Autorenfotografie auch deren komplizierte Bildersprache verantwortlich, die in spannungsreichem Gegensatz zu den eingängigeren Arbeiten der Becher-Schule standen. Von allen Widerständen unbeeindruckt hielt er an seinem Kurs der künstlerisch ausgerichteten Fotografie fest, ohne dabei die Fotografie über die Dinge zu stellen. Fotografie ist nach der Überzeugung Gelpkes immer an das Objekt gebunden und auch nicht frei von Elementen des Zufalls. Die Fotografie ist für ihn mehr Frage als Antwort, hilft ihm aber dabei, die ungeordnete Wirklichkeit zu strukturieren und zu verstehen. In Gelpkes Bilder können sich Spuren von Sozialkritik finden, beispielsweise in der Arbeit Sex-Theater, aber auch eine gelegentliche Neigung zum Surrealismus oder gar zum Magischen Realismus. Vom Kunstmarkt hält sich Gelpke seit Jahren fern.

André Gelpke lebt mit seiner Familie heute in Zürich in der Schweiz und in Grattino in Italien.