Jean Léon Gérôme

Jean Léon Gérôme - Malerische Ausbildung bei Paul Delaroche und Charles Gleyre

Jean Léon Gérôme wurde am 11. Mai 1824 in Vesoul geboren. Als Sohn eines Goldschmieds kam er früh mit dem Kunsthandwerk in Berührung und entwickelte ein entsprechendes Interesse. Im Alter von 17 Jahren ging er nach Paris, wo er Unterricht bei dem Historienmaler Paul Delaroche nahm, den er 1844 auf einer Studienreise durch Italien begleitete. Das hoffnungsvoll begonnene Unternehmen wurde aber durch eine plötzliche Erkrankung von Jean Léon Gérôme vorzeitig beendet: Der junge Künstler musste nach Paris zurückkehren und setzte dort schließlich seine Ausbildung bei dem aus der Schweiz stammenden Maler Charles Gleyre fort. Gleich mit seinem ersten Beitrag für den Salon de Paris gewann Gérôme 1847 eine Auszeichnung. Der Kunstkritiker Théophile Gautier zeigte sich von der lebendigen Darstellung eines Hahnenkampfes beeindruckt. Es folgten weitere Teilnahmen am Salon de Paris und wiederholte Auszeichnungen, die Jean Léon Gérôme eine Vielzahl von Aufträgen einbrachte, zumeist für großformatige Historiengemälde.

Fantasie und Fakten schufen epochale Kunst im Breitbildformat

Jean Léon Gérôme bediente sich für seine prachtvollen Historienszenen keineswegs unterschiedslos bei der Tradition seiner Vorgänger. Er vollbrachte vielmehr das Kunststück, seine eigene Ikonografie zu schaffen, Geschichte mit seinen detaillierten Bildern nicht darzustellen, sondern zu erzählen – in einer Art und Weise, die selbst in der Moderne nichts an von ihrer Faszination verloren hat und nach wie vor stilbildend wirkt. Der Regisseur Ridley Scott gab an, für seinen erfolgreichen Monumentalfilm Gladiator das Bild Pollice Verso als Inspiration benutzt zu haben – die 1872 von Gérôme geschaffene Interpretation eines Gladiatorenkampfes. Für seine Bilder bevorzugte Jean Léon Gérôme vielfältige Motive aus Mythologie und Orient; um für seine Darstellungen den gewünschten Realismus zu erreichen, unternahm er ausgedehnte Reisen nach Ägypten und in die Türkei. Er studierte in Pompeji entdeckte Rüstungen und beschäftigte sich intensiv mit den Sitten der damaligen Zeit. Auf seine Zeitgenossen machten die prachtvollen Monumentalgemälde mit ihrer Detailfülle großen Eindruck.

Nicht nur Historienmaler, auch Bildhauer und Porträtkünstler

Jean Léon Gérôme positionierte sich energisch und unversöhnlich gegen den Impressionismus. Diese vehement vertretene Haltung führte dazu, dass er nach seinem Tod häufig als reaktionär rezipiert wurde, doch hat sich die Kunstkritik inzwischen zu einer differenzierteren Sichtweise durchgerungen. Jean Léon Gérôme war keineswegs nur fleißiger Illustrator, er war Bildschöpfer im besten Sinn, ging in seinen Darstellungen weit über die bloße Abbildung der Wirklichkeit hinaus. Weit weniger bekannt als seine Historiengemälde ist die stattliche Zahl an Porträts, die Gérôme von großen Persönlichkeiten der französischen Geschichte schuf, darunter Ludwig XIV., Molière und Michel Neys. Großen Beifall erwarb er sich auch als Bildhauer, mit seinem lebensgroßen Marmorakt Tanagra gelang ihm einer der meistgefeierten Beiträge auf dem Pariser Salon im Jahr 1890.

Jean Léon Gérôme starb am 10. Januar 1904 in Paris.