Franz Gertsch

Franz Gertsch - Mit Huaa…! zu einer neuen Kunst

Franz Gertsch wurde am 8. März 1930 in Mörigen in der Schweiz geboren. Von 1947 bis 1952 ließ er sich bei Hans Schwarzenbach in Bern und in der Malschule Max Rudolf von Mühlenen ausbilden. 1969 schuf er sein berühmtes Bild Huaa…!, das der Künstler selbst auch Werk Nr. 1 nannte. Hinter dem ungewöhnlichen, onomatopoetischen Titel verbarg sich die fotorealistische Darstellung eines zu Pferde voranstürmenden Offiziers mit gezücktem Säbel. Dieses Gemälde markierte die Hinwendung Franz Gertschs zu hyperrealistischen Darstellungen, für die er bis heute bewundert wird. Gertsch sieht die Inspiration zu dieser charakteristischen und unverwechselbaren Malweise eng verbunden mit einer Besteigung des Monte Lema. Im Gegensatz zu späteren Arbeiten griff Franz Gertsch hier noch nicht auf eine Fotografie als Vorlage zurück, sondern orientierte sich an einem Szenenfoto aus dem Film Der Angriff der leichten Brigade (The Charge of the Light Brigade), der mit bissiger Kritik den Krimkrieg thematisiert.

Ein Eidgenosse erobert die Kunstwelt

Die 1970er-Jahre erwiesen sich als äußerst erfolgreich für Franz Gertsch, nach dem Erhalt des Eidgenössischen Kunststipendiums 1971 konnte er bereits 1972 mit seinem Bild Medici an der documenta 5 in Kassel teilnehmen, 1978 war er zum ersten Mal Gast auf der Biennale in Venedig. Dieser Erfolg gab der radikalen Entscheidung des Künstlers, alles Geschaffene vor seinem Schlüsselwerk Huaa…! zu verwerfen, eindrucksvoll Recht. Nach dem sehr politischen Werk Vietnam fertigte Franz Gertsch eine ganze Serie von Porträts an, für die er Fotografien von Schweizer Künstlerfreunden und Familienmitgliedern als Vorlagen nutzte. Im Rahmen dieser Arbeiten entstand auch das berühmte Bild Marina schminkt Luciano, das mit den Geschlechtern spielt. Diese Werke brachten Franz Gertsch den endgültigen Durchbruch und machten ihn zu einem der angesehensten Künstler der Schweiz. Populär wurde auch sein Porträtzyklus über die Sängerin Patti Smith.

Franz Gertsch kommt langsam zum Ziel

Schnell arbeitet Gertsch nicht, aber gründlich. Für ein wandfüllendes Werk lässt er sich mitunter ein ganzes Jahr oder länger Zeit, sein Schaffen umfasst darum auch im Herbst seiner Karriere keine hundert Bilder und Holzschnitte. Letztere entstanden zwischen 1986 und 1994, und auch hier erreichte Franz Gertsch eine Detailfülle und Wirklichkeitstreue, die von Kennern als unmöglich erachtet wurde. Für seine Arbeit erhielt Franz Gertsch Preise und Auszeichnungen, eine besondere Würdigung stellte die Errichtung des von dem Schweizer Unternehmer Willy Michel finanzierten Museums Franz Gertsch dar. Retrospektiven seines beeindruckenden Werks werden annähernd im Jahresrhythmus gezeigt, unter anderem in Berlin, Baden-Baden, Zürich, Wien und Saarbrücken. Waren am Anfang seiner Karriere noch urbane Kulissen Thema seiner Arbeiten, wandte sich der Künstler im Lauf der Jahre immer mehr der Natur zu, die er ganz ohne figuratives Beiwerk zum Gegenstand zahlreicher Gemälde machte.

Franz Gertsch wohnt und arbeitet in der Schweizer Gemeinde Rüschegg, die ihn 2006 zu ihrem Ehrenbürger machte.