Adrian Ghenie gehört zweifellos zu den spannendsten Künstlern seiner Generation, beinahe aus dem Nichts erklomm der Rumäne den Olymp und erzielte mit seinen Werken Rekordpreise. Sein plötzlicher Ruhm überraschte den Kunstmarkt, der sich noch nicht schlüssig ist, wie er mit seinem neuen Superstar umgehen soll.
(...) WeiterlesenAdrian Ghenie - Kunststudium, Galeriegründung und erste internationale Erfolge
Adrian Ghenie wurde 1977 in Baia Mare in Rumänien geboren; er studierte an der Hochschule für Kunst und Design in Cluj-Napoca. Hier beteiligte er sich im Jahr 2005 auch an der Gründung der Galeria Plan B, weil nämlich »Plan A«, die vernünftige Vertretung durch eine bereits etablierte Galerie, sich trotz ausdauernder Bemühungen nicht verwirklichen ließ. Sein Wagemut zahlte sich aus, denn in den folgenden Jahren konnte Adrian Ghenie verschiedenen Einzelausstellungen nicht nur in seiner Heimat Rumänien, sondern vor allem auch in Deutschland, der Schweiz und Großbritannien durchführen; schließlich gelang ihm sogar der Sprung über den großen Ozean in die USA. 2009 durfte sich Adrian Ghenie über die erste ihm gewidmete Monografie freuen, die eine umfassende Auswahl von 70 Werken behandelte; im November desselben Jahres ehrte ihn das Nationalmuseum in Bukarest mit einer ersten Retrospektive.
Die Diktatur als Inspiration und Sujet, Nähe zu klassischen Filmen
Die überwundene Ceaușescu-Diktatur ist ein wichtiger Nährboden für die Kunst von Adrian Ghenie. Er gehört zu den letzten Künstlern Rumäniens, für die diese dunkle Epoche seiner Heimat eine prägende Rolle spielt, die nachfolgende Generation ist in einem post-sozialistischen Umfeld aufgewachsen und orientiert sich an anderen, ihr näherstehenden Themen. Ghenie aber zeigt mit der ihm eigenen spontanen, seltsam unpräzisen Pinselführung häufig das ihm noch gegenwärtige Grauen; dabei verzichtet er sogar oft genug auf den Gebrauch eines feinen Werkzeugs und bedient sich stattdessen eines groben Spachtels, mit dem er viele seiner Bilder geradezu auf die Leinwand »schmiert«, unterstützt von eigens angefertigten Schablonen und durchsetzt mit gelegentlichen Farbexplosionen, die an die Tortenschlachten früher Filmkomödien erinnern. Überhaupt bezieht sich Adrian Ghenie gern auf die klassischen Meisterwerke des Films, wie er sich überhaupt fasziniert von Geschichte zeigt, die er in Collagen aus Fotografien, Zeitungsschnipseln, Videoszenen und mit eigener Hand Gemaltem in düsteren Schwarz-Grau-Tönen in Szene setzt.
Die Biennale von Venedig brachte weltweiten Ruhm
Ghenies Frühwerk wurde durchaus beachtet, aber nicht gefeiert. Den großen Durchbruch brachte ihm 2015 seine Beteiligung am Rumänischen Pavillon auf der Biennale von Venedig. Inzwischen werden für Werke von Adrian Ghenie Preise in schwindelerregender Höhe aufgerufen – was nicht nur Freude, sondern zumindest teilweise auch Misstrauen hervorruft. Nicht nur der Künstler selbst hegte öffentlich die Befürchtung, die Kunstwelt nutze sein Werk zu finanziellen Spekulationen. Auch renommierte Galeristen, die eigentlich von dem sprunghaft gestiegenen Interesse an Ghenie gut profitieren, sind sich noch nicht sicher, wohin der Weg des rumänischen Meisters führen wird. Im Augenblick ist nur klar: Es wird in nächster Zeit immer schwieriger, einen »echten Ghenie« zu erstehen – und für einen Erwerb müssen erhebliche finanzielle Mittel aufwendet werden.
Adrian Ghenie lebt und arbeitet abwechselnd in Cluj und vor allem Berlin, wo er eine Zweigstelle seiner Galeria Plan B in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinem Förderer Juerg Judin betreibt.
Adrian Ghenie - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: