Matteo Giovannetti

Matteo Giovannetti - Priester und Hofmaler des Papstes in Avignon

Matteo Giovannetti wurde um 1300 in Viterbo geboren. Der größte Teil seines Lebens liegt im Dunkeln, darunter auch die Kindheits- und Jugendjahre. Aus päpstlichen Briefen der Jahre 1322 und 1328 ist bekannt, dass er ursprünglich Priester und Kanoniker war, sich aber sehr für die Kunst von Simone Martini sowie der Brüder Pietro Lorenzetti und Ambrogio Lorenzetti begeisterte. Diese Neigung führte schließlich dazu, dass sich Matteo Giovannetti selbst zum Künstler ausbilden ließ – und es 1346 zum Hofmaler von Papst Clemens VI. brachte. Dieser residierte infolge des Schismas in Avignon, wo sich auch der größte Teil der künstlerischen Karriere von Matteo Giovannetti abspielte. Wahrscheinlich war er spätestens 1343 nach Avignon gelangt und hatte dort die Nachfolge des 1344 verstorbenen Simone Martini angetreten. Der Duccio-Schüler Martini war wie Giovannettis Vorbilder Pietro und Ambrogio Lorenzetti Mitglied der Schule von Siena gewesen; Matteo Giovannetti selbst wird dieser allerdings nicht zugerechnet.

Freundschaft mit Petrarca, meisterhafter Freskenmaler

Matteo Giovannetti pflegte eine Freundschaft mit Francesco Petrarca, der sich nach Fontaine-de-Vaucluse bei Avignon zurückgezogen hatte, wo er seinen berühmten Canzoniere schrieb. Da Petrarca außerdem im Dienst des Kardinals Giovanni Colonna stand, dürften sich Maler und Dichter am päpstlichen Hof häufig begegnet sein. Zu Matteo Giovannettis herausragenden Arbeiten für Clemens VI. gehörten die Fresken der Saint-Martial-Kapelle, der Sankt-Michael-Kapelle und der Kapelle St. Jean, außerdem die Ausgestaltung des Saals des Konsistoriums. Dies alles führte er mit so großer Meisterschaft aus, dass auch Clemens' Nachfolger Innozenz VI. nicht auf seine Dienste verzichten wollte und Giovannetti mit der Gestaltung der Fresken der Johannes-Kapelle und der Kapelle der Chartreuse von Villeneuve-les-Avignon beauftragte. Während die großformatigen Fresken des Meisters bis heute erhalten blieben, sind viele seiner auf Holz gemalten Altar- und Tafelbilder im Lauf der Geschichte verlorengegangen. Nach Abschluss seiner Arbeiten in Avignon kehrte Giovannetti im Jahr 1367 mit Papst Urban V. nach Rom zurück.

Ein kaum beachteter Meilenstein der Kunstgeschichte

Matteo Giovannetti wuchs mit seiner Kunst über die herrschenden Konventionen seiner Zeit hinaus, was ihm nach Ansicht von kundigen Experten wie Gaudenz Feuler nur in Avignon und in der Begegnung und Auseinandersetzung mit den dort vorherrschenden Kunstströmungen möglich war. Obwohl er im Dienst der Päpste stand und in der Hauptsache religiöse Szenen malte, gilt er als Urheber einer der ersten überlieferten Beispiele profaner Malerei: In einem seiner Freskenzyklen tauchen Jagd- und Fischszenen auf. Als Napoleon seine Truppen in Avignon einmarschieren ließ, wurden leider zahlreiche Fresken von Matteo Giovannetti vernichtet. Weil ein großer Teil von Giovannettis Werk unwiederbringlich verloren ist, lösen vereinzelt in Auktionen auftauchende Bilder des Künstlers immer wieder hohes Interesse bei Käufern und Historikern aus.

Der Todeszeitpunkt von Matteo Giovannetti ist ebenso ungewiss wie sein Geburtsdatum; aufgrund seiner letztmaligen urkundlichen Erwähnung im Jahr 1368 wird sein Tod um das Jahr 1369 herum vermutet.