Andy Goldsworthy braucht für seine Kunst den konkreten Ort – und die unbestimmte Zeit. Die Vergänglichkeit ist ein wichtiges Merkmal für viele Werke des englischen Künstlers, dessen Schaffen oft nur in Form von fotografischen Abbildern erhalten bleibt. Die Natur selbst ist dabei Pinsel und Leinwand, Stift und Papier, Stein und Meißel.
(...) WeiterlesenAndy Goldsworthy - Die Natur als Inspiration und Leinwand
Andy Goldsworthy wurde am 26. Juli 1956 in Cheshire in England geboren. Während seiner Kindheit in der ländlichen Umgebung der Grafschaft Yorkshire kam er früh und häufig mit der Schönheit der Natur in Berührung, die ihn sehr faszinierte. Auch die Prägung in seinem Elternhaus wurde eher von der Wissenschaft als von der Kunst bestimmt: Sein Vater war Professor für angewandte Mathematik an der University of Leeds. Andy Goldsworthy selbst entschied sich hingegen bewusst für die Kunst, begann ein entsprechendes Studium 1974 in Bradford am College of Art und wechselte 1975 an das Preston Polytechnic. Allerdings faszinierte ihn die Küstenlandschaft an der Irischen See weit mehr als alle akademische Lehre, und so vernachlässigte er die Universität zugunsten erster Experimente mit Naturmaterialien. Dabei begnügte er sich von Anfang an mit dem, was die Natur ihm selbst an Ort und Stelle anbot. Er arrangierte kleine Steine, Holz und Blätter zu kunstvollen Skulpturen, die bereits von der nächsten Flut wieder weggespült wurden.
Aus Respekt vor der Natur bleibt die Kunst vergänglich
Andy Goldsworthy akzeptierte die Vergänglichkeit von Beginn an als Teil seiner künstlerischen Arbeit. Wenn er mit den Werkstoffen der Natur arbeitet, Muster in Sand oder Fels ritzt, aus Dornen, Gras und Stöcken fragile Skulpturen zusammenfügt, dann ist er sich darüber im Klaren, dass die Natur sein Wirken in kurzer Zeit verwischen wird. Für Andy Goldsworthy ging es aber nie darum, Spuren zu hinterlassen, die Natur, die er so bewunderte, zu nachhaltig verändern. Für ihn war seine Arbeit eine Annäherung an die ihn umgebenden Wunder, eine Deutung, Interpretation und Vermittlung dessen, was ihn schon als Kind auf seinen Streifzügen fasziniert hatte. Andy Goldsworthy selbst nennt das die Mystik eines Ortes, die er künstlerisch greifbar machen will. Seine Werke dokumentiert er mit einer Hasselblad-Kamera, die damit entstandenen Bilder sind oft das Einzige, was einem breiten Publikum zur Betrachtung bleibt. Mit diesen Memorabilien seiner Kunst erreichte Andy Goldsworthy trotzdem eine gewisse Bekanntheit, die ihm zunehmend auch größere Projekte ermöglichte.
Ein stiller Star mit vielen tiefsinnigen Bildern
Andy Goldsworthy erlebte einen eher stillen Aufstieg, der ihn zu einer festen Größe für Interessierte und Eingeweihte, nicht aber zu einem schillernden Superstar der Kunstszene machte. Eine solche Aktion war der Transport von 13 großen Schneebällen nach London und die fotografische Dokumentation der Reaktion der überraschten Passanten, die sich am Tag der Sommersonnenwende plötzlich mit unverhofftem Schneefall konfrontiert sahen. Andy Goldworthys Bildbände illustrieren eindrucksvoll das Werden und den Zerfall der Schönheit. Mit dem deutschen Filmemacher Thomas Riedelsheimer schuf er die gefeierten Kunstfilme Rivers and Tides und Leaning into Wind. Die eindrucksvollen Bilder, unterlegt mit der Musik von Fred Frith, fanden begeisterten Beifall in der Kunstkritik. Für seine Natur-Kunst erhielt Andy Goldsworthy Preise und Auszeichnungen, vom North West Award 1979 bis zur Aufnahme in den Order of the British Empire im Jahr 2000. Mit seiner ersten Ehefrau Judith Gregson hat er vier Kinder. Mit seiner zweiten Frau, der Kunsthistorikerin Tina Fiske, lebt er in Schottland.
Andy Goldsworthy - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: