Kuno Gonschior

Kuno Gonschior studierte bei Karl Otto Götz

Kuno Gonschior wurde am 10. September 1935 in Wanne-Eickel geboren. Gemeinsam mit Gotthard Graubner studierte er von 1957 bis 1961 bei Karl Otto Götz an der Düsseldorfer Kunstakademie. Von der informellen Malerei seines Lehrers Götz distanzierte sich Kuno Gonschior aber bereits unmittelbar nach dem Abschluss seines Studiums: In den frühen 1960er Jahren waren es seine Leuchtfarbenbilder, die ihm erste Aufmerksamkeit bescherten. Die grellen Farbpunkte im Verbund mit komplementären Nachbildern forderten die menschliche Wahrnehmungsfähigkeit heraus und führten das Auge an die Schmerzgrenze seiner Leistungsfähigkeit. Es war nur der Beginn einer lebenslangen Beschäftigung mit den Konzepten der sogenannten Interaction of Color, die zu einer Vielzahl von experimentalen Bildern führte und Kuno Gonschior zum bedeutendsten Farbmaler in Deutschland machte.

Die Erforschung der Wahrnehmung mit den Mitteln der Kunst

Kuno Gonschior wollte ganz wissenschaftlich an seine Kunst gehen, »wie ein Chemiker, Physiker, Psychologe, Soziologe«. Er wollte herausfinden, welche Wirkung bestimmte Farben auf das menschliche Auge haben und wie sie die Wahrnehmung beeinflussen. Anfangs wurde sein Werk als Teil der Opt-Art missverstanden, bei der es oft um das Spiel mit optischen Täuschungen geht. Kuno Gonschiors Absichten waren aber von sehr viel ernsthafterer Natur. Er wollte das Auge nicht überlisten, sondern erproben und erforschen. Anstelle einer bloßen Sinnestäuschung projizierte er tatsächlich wahrnehmbare Nachbilder auf die Netzhaut. Die Experimente mit Neonfarben und Komplementärkontrasten konnten für den Betrachter zu einem geradezu schmerzhaften Erlebnis werden. Im Verlauf seiner Karriere wurden Gonschiors Bilder großformatiger, die Farben wechselten und bildeten irritierende Muster. 2003 verzichtete er für sein Bild Gelbtrans auf konventionelle Farbe und wählte stattdessen ein transparentes Gel als Farbträger, das er auf eine etwa zwei Quadratmeter große schwarze Fläche auftrug und damit den Eindruck erweckte, als sei eine glatte Wand von schuppigen Gewächsen überwuchert.

Kuno Gonschiors Kunst vermittelte die Farbe als Gedanke

Kuno Gonschior war Mitglied im Deutschen Künstlerbund und konnte seine Bilder 1977 auf der von Manfred Schneckenburger kuratierten documenta 6 präsentieren. Die Documenta-Teilnahme wurde zum großen Sprungbrett und besorgte den internationalen Durchbruch für den Künstler, der von 1982 bis 2000 auch in Berlin an der Hochschule der Künste als Professor für freie Malerei lehrte. Kuno Gonschiors Werke fanden Eingang in zahlreiche Sammlungen. Für seine Kunst erhielt Kuno Gonschior Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 1999 den Deutschen Kritikerpreis. Die Faszination und Sogwirkung, die von Kuno Gonschiors Bildern ausgeht, hat sich bis heute erhalten und ist auch über ein Jahrzehnt nach dem Tod des Künstlers noch ein vitaler Anziehungspunkt. Gonschior gilt als der Maler, der sein Publikum gelehrt hat, die Farbe zu denken.

Kuno Gonschior starb am 16. März 2010 in Bochum.