Jan Gossaert

Jan Gossaert - Reise nach Rom als Wendepunkt und Wegweiser

Jan Gossaert wurde um das Jahr 1478 herum geboren, wahrscheinlich in Maubeuge, das er als seinen Heimatort bezeichnete und durch die Wahl seines Künstlernamens Mabuse ehrte. Seine frühen Jahren liegen im Dunkeln, ebenso wie seine malerische Ausbildung; erst mit seinem Umzug nach Antwerpen werden die Spuren deutlicher: Sie verraten, dass er Margareta de Molder, wahrscheinlich eine Tochter des Bildschnitzers Jan de Molder, zur Frau nahm und selbst Lehrlinge unterrichtete – einer seiner Schüler war Jan van Dornicke, der für das Jahr 1518 wiederum als Meister bezeugt ist. Sowohl Jan van Dornicke als auch dessen späterer Schüler Pieter Coecke van Aelst weisen eine starke Prägung durch das Werk Gossaerts auf. 1508 begleitete Jan Gossaert den niederländischen Admiral und späteren Bischof von Utrecht, Philip von Burgund, auf dessen Reise nach Rom. Dort sollten mit Papst Julius II. kirchenrechtliche Fragen besprochen werden. Der Aufenthalt in Rom, das mit seinem Hang zur Weltlichkeit und Fleischeslust nur kurze Zeit später den deutschen Reformator Martin Luther in blankes Entsetzen stürzen sollte, prägte Jan Gossaerts weiteren Werdegang entscheidend.

Auf den Prachtgemälden von Jan Gossaert ist der Schein das Sein

Jan Gossaert interessierte sich nicht für das Innere, für die Seele des Menschen, sondern für die Hülle, für das Äußere, das er möglichst prachtvoll gestaltete und in vollendeter technischer Meisterschaft ausführte. Auch seine zahlreichen religiösen Darstellungen wichen nicht von dieser Linie ab, seine Madonnen und weiblichen Engelgestalten dienten mehr der sinnlichen Ergötzung als der kontemplativen Inspiration. Wenn er wirkliche Menschen malte, dann waren das meist Männer und Mitglieder der Oberschicht, die er mit großem Punk und Aufwand inszenierte. Die Nachwelt fühlte sich ob dieser Fokussierung auf die Oberfläche bisweilen abgestoßen und sprach Jan Gossaert die wahre Meisterschaft ab, die man an der Tiefe und Empfindsamkeit eines Künstlers messen wollte. Heute erkennt die Kunstkritik die grandiose Technik Gossaerts und seinen ausgeprägten Sinn für Ästhetik, sie würdigt ihn als Grenzgänger, der überkommene Traditionen mit neuartigen Einflüssen mischte und so auf faszinierende Weise eine Zeit des Übergangs verkörperte. Heute sind die Gemälde des eigenwilligen Meisters ebenso begehrt wie rar. Nicht zuletzt wegen der seltenen Verfügbarkeit werden für Werke von Jan Gossaert Preise in Millionenhöhe aufgerufen.

Jan Gossaert führte ein Leben zwischen Erfolg und Exzess

Für seinen Förderer Philipp von Burgund malte Jan Goessart eine Vielzahl von Aktdarstellungen, für die er die kühle Distanz der feinmalerischen Renaissance mit neuer Sinnlichkeit fühlte. Nach dem Tod Philipps gestaltete Gossaert dessen Grabmal und trat in die Dienste von Philipps Bruder Adolph, dem Marquis von Veeren. In dieser Zeit machte der Alkoholismus dem Künstler zunehmend zu schaffen; seine Sucht führte auch zu jenem denkwürdigen Auftritt vor Kaiser Karl V., bei dem der Künstler lediglich in ein Gewand aus Papier gehüllt war. Eigentlich hatte ihm sein Mäzen ausreichende Mittel für eine angemessene Garderobe zur Verfügung gestellt, aber Gossaert hatte das Geld vertrunken. Nur die Intervention des erheiterten Kaisers bewahrte ihn vor einer Strafe durch den erbosten Marquis.

Jan Gossaert starb am 1. Oktober 1532 in Antwerpen.