Philip Guston

Philip Guston – Nach dem Verlust des Vaters spendete die Kunst Trost

Philip Guston wurde am 27. Juni 1913 als Philip Goldstein in Montreal, Kanada geboren. Er war das jüngste von sieben Kindern einer aus Odessa stammenden jüdisch-russischen Einwandererfamilie. 1919 übersiedelte die Familie nach Los Angeles in die USA und wurde dort mit den Aktivitäten des Ku-Klux-Klans konfrontiert, die sich gegen Schwarze und Juden richteten. Der Vater litt so stark unter den rassistischen Anfeindungen, dass er sich im Schuppen erhängte. Philip Guston war gerade 10 oder 11 Jahre alt, als er die Leiche entdeckte. Trost fand Guston in der bildenden Kunst, für die er sich schon früh interessierte. 1925 begann er damit, »Krazy Kat« von George Herriman und andere Comic Strips nachzuzeichnen, wobei er von seiner Mutter unterstützt und gefördert wurde. Auf der Manual Arts High School machte er 1927 die Bekanntschaft von Jackson Pollock und studierte an dessen Seite die Vertreter der modernen Malerei. Beide erregten im folgenden Jahr mit satirischen Zeichnungen Anstoß und wurden der Schule verwiesen; Philip Guston bildete sich zunächst als Autodidakt weiter.

Mit politischer Kunst gegen rassistische Strukturen

Philip Guston besuchte 1929 mit Jackson Pollock den Hindu-Mystiker Jiddu Krishnamurti und ließ sich von dessen Lehren inspirieren, 1931 gesellten sich beide zu dem mexikanischen Maler José Clemente Orozco, als dieser in Los Angeles sein Wandbild Prometheus malte. Ein Stipendium ermöglichte Philip Guston den Besuch des Otis Art Institute, aber der Unterricht enttäuschte seine Erwartungen und führte dazu, dass er die Schule vorzeitig verließ und sich stattdessen an selbstgewählten Vorbildern wie dem italienischen Maler Giorgio di Chirico orientierte. Schon früh engagierte sich Philip Guston mit seiner Malerei auch politisch; im Alter von 18 Jahren geriet er mit der Polizei in Konflikt, als er mit seinem Künstlerkollegen Reuben Kadish ein Wandbild anfertigte, das die sogenannten Scottsboro Boys unterstützen sollte, neun afroamerikanische Jugendliche, die der Vergewaltigung beschuldigt und von einer rein weißen Jury verurteilt wurden. Weitere Wandbilder entstanden in Mexiko und Kalifornien, ehe Guston 1936 nach New York zog.

Das figurative Spätwerk löst bis heute Kontroversen aus

Philip Guston verband den Stil des mexikanischen Muralismo, wie er ihn bei Orozco und Diego Rivera gesehen hatte, mit dem surrealen Kubismus Picassos sowie der Figuration der Ashcan School und schuf vielbeachtete Tafelbilder. Später beschäftigte er sich mit der Renaissance-Malerei und ließ sie in seine Kunst einfließen. In den 1960er Jahren entwickelte Guston eine gewisse Frustration über den Abstrakten Expressionismus und ließ diesen mehr und mehr hinter sich zugunsten einer grotesk-figürlichen Cartoon-Kunst. Mehrere seiner Bilder zeigten Gestalten in den charakteristischen weißen Kapuzen des Ku-Klux-Klans, was bei einer postumen Retrospektive im Jahr 2020 für Kontroversen sorgte. Weil sein Spätwerk aber auch zu seinen Lebzeiten viel Spott und Kritik auf sich zog, und nur wenige Kenner wie der Maler Willem de Kooning die künstlerische Bedeutung dieses neuartigen Stils auf Anhieb erkannten, zog sich Guston weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück und verbrachte seine letzten Jahre weitgehend isoliert.

Philip Guston starb am 7. Juni 1980 in Woodstock, New York.