Al Hansen

Al Hansen - Der Künstler, der Klaviere von Hausdächern warf

Al Hansen wurde am 5. Oktober 1927 als Alfred Earl Hansen in New York geboren. Bereits als junger Mann kam er 1945 zum ersten Mal nach Deutschland: Als Soldat der US Army war er in Frankfurt am Main und in Berlin stationiert. In dieser Zeit setzte er auch sein erstes künstlerisches Ausrufezeichen, indem er vom Dach eines ausgebombten, fünf Stockwerke umfassenden Hauses ein Klavier fallen ließ. An dieser Performance fand Al Hansen so viel Gefallen, dass er sie später noch mehrere Male wiederholte und zu Ehren seiner guten Freundin Yoko Ono auf den Namen Yoko Ono Piano Drop taufte. Das Ereignis begeisterte viele Nachahmer, darunter Joseph Beuys, John Cage, Jimi Hendrix, Raphael Montañez Ortiz und Nam June Paik. Damit wurde Al Hansen zum Vorreiter der nachmalig sehr beliebten Instrument-Zerstörungen. 1949 kehrte er nach New York zurück und begann dort sein Studium an der Art Students League, 1950 wechselte er ans Brooklyn College und 1956 wurde er schließlich Schüler des experimentellen Komponisten John Cage, wo George Brecht, Dick Higgins und Allan Kaprow zu seinen Kommilitonen zählten.

Zusammenarbeit mit Andy Warhol und John Cage

Al Hansen pflegte in New York regen Kontakt mit Andy Warhol und beteiligte sich intensiv an dessen Factory. Auch mit seinem Freund und Lehrer John Cage arbeitete er häufig zusammen. Charakteristisch für die Kunst Al Hansens waren seine Happenings und Performances, die ihn zu einer der wichtigsten und prägendsten Gestalten der von George Maciunas begründeten Fluxus-Bewegung machten. Sein im Jahr 1965 erschienenes Buch A Primer of Happenings and Time Space Art gilt als Standardwerk über die Kunstrichtung Fluxus. Neben seiner Aktionskunst schuf Hansen auch eine Vielzahl von Collagen. Sein wichtigstes Thema war dabei die Venus, als Werkmaterial nutzte er Abfälle. Eine Nachbildung der berühmten Venus von Willendorf aus zusammengeklebten Zigarettenstummeln formte er gleich in mehrfacher Ausfertigung. 1966 nahm Al Hansen an dem von Gustav Metzger organisierten Destruction in Art Symposium teil. Im Oktober desselben Jahres widmete ihm der umstrittene Wiener Aktionskünstler Otto Muehl sein Aktionskonzert für Al Hansen.

Manager von Punk-Bands und Förderer junger Künstler

Al Hansen begeisterte sich auch für die Punk-Musik, managte zeitweise Bands wie die Screamers in Hollywood. Anfang der 1980er-Jahre übersiedelte Hansen nach Köln, wo er gemeinsam mit der deutschen Performancekünstlerin Lisa Cieslik die Ultimate Akademie gründete, die bis heute vielen jungen Künstlern eine erste Plattform bietet. Auch Al Hansens Enkelsohn, der Popmusiker Beck Hansen, wurde hier von seinem Großvater gefördert. Vorbild und Inspiration dafür bezog er unter anderem von dem britischen Popkünstler Genesis-P-Orridge und dessen Final Academy.

Al Hansen starb am 22. Juni 1995 in Köln. Auf persönlichen Wunsch des Künstlers wurde seine Beerdigung als Fluxus-Happening inszeniert; für die Durchführung verantwortlich zeichneten frühere künstlerische Weggenossen und seine Tochter Bibbe Hansen.