Hans Hartung, dessen Kunst Linien und Farben bestimmten, war zeitlebens nicht interessiert am Gegenständlichen, sondern suchte stets einen neuen, ungebundenen Ausdruck, um seine Inspiration in scheinbar willkürliche Spielerei zu kleiden. Das machte ihn zu einem der wichtigsten Vertreter des Informel.
(...) WeiterlesenHans Hartung - Kindheit, Jugend und erste Studien in Deutschland
Hans Hartung wurde am 21. September 1904 in Leipzig geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Deutschland, von 1915 an besuchte er ein humanistisches Gymnasium in Dresden und erwarb das Abitur. Bereits während dieser frühen Jahre entdeckte er sein Interesse an der abstrakten Kunst und übte sich in der Erstellung gegenstandsloser Bilder. Im Jahr 1924 begann er zwar noch ein Studium der Philosophie und Kunstgeschichte in Leipzig, eine einschneidende Begegnung mit dem Werk des russischen Expressionisten Wassily Kandinsky trieb ihn nur ein Jahr später zu einem Studium der Malerei in Leipzig und Dresden. 1928 ging er nach München und wurde dort der Schüler des deutschen Impressionisten Max Doerner.
Staatenloser, Fremdenlegionär und Kriegsheld
Seine erste Ehe, die er 1929 mit der norwegischen Malerin Anna-Eva Bergman schloss, wurde nur kurze Zeit später auf Betreiben ihrer Mutter wieder geschieden. Hans Hartung besaß zu dieser Zeit keinen Pass und war als Staatenloser nicht imstande, nach Oslo zu reisen, um sich mit seiner Frau auszusprechen. Als prägend erwies sich ein Aufenthalt in Paris, wo er neben seinem Vorbild Kandinsky auch die Bekanntschaft von Alexander Calder, Joan Miró und Piet Mondrian machte. In der Folgezeit beteiligte sich Hartung an mehreren Ausstellungen im »Salon des Surindépendants«. 1939 trat er in Frankreich der Fremdenlegion bei und kämpfte im 2. Weltkrieg, 1944 verlor er infolge einer schweren Verwundung ein Bein und kehrte als Invalide nach Frankreich zurück. Dort erhielt er 1946 nicht nur die französische Staatsbürgerschaft, sondern wurde auch in die Ehrenlegion aufgenommen. 1952 traf er seine geschiedene Frau Eva-Maria Bergman wieder und heiratete sie kurzerhand ein zweites Mal. Diesmal hielt die Beziehung bis zu Eva-Marias Tod im Jahr 1987.
Hans Hartung als Ikone der informellen Kunst
Der große Aufstieg von Hans Hartung vollzog sich mehrere Jahre nach Kriegsende, als er mit seinen in scheinbar unkontrollierter Rastlosigkeit und Hast hingeworfenen Linien- und Farbengebilden beinahe über Nacht zu einem der bedeutendsten Vertreter des Informel wurde. Kaum eine Kunstausstellung kam in der Folgezeit an Hans Hartung und seinem Werk vorbei, er war mehrfacher Teilnehmer der Documenta in Kassel (1955, 1959, 1964) und wurde Mitglied in der renommierten Académie des Beaux-Arts. Von 1957 bis zu seinem Todesjahr 1989 erhielt Hans Hartung Preise und Auszeichnungen in großer Zahl, darunter den Großen Internationalen Preis der Biennale Venedig und das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahr 1976 veröffentlichte der Künstler seine eigene Biografie unter dem Titel »Autoportrait«.
Hans Hartung starb am 8. Dezember 1989 in der französischen Kleinstadt Antibes, deren Ehrenbürgerschaft er seit dem Jahr 1976 innehatte. Auch Jahre nach seinem Tod ist seine Kunst immer wieder Gegenstand verschiedener Ausstellungen, zuletzt 2014 im Istituto Nazionale per la Grafica in Rom. Die Geschichte des europäischen Informel wäre ohne das Werk Hans Hartungs undenkbar.
Hans Hartung - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: