Fritz Henle

Fritz Henle - Frühe Begeisterung für die Fotografie, Emigration nach New York

Fritz Henle wurde am 9. Juni 1909 in Dortmund geboren, wo sein Vater Adolf Henle als leitender Chirurg in den städtischen Krankenanstalten tätig war. Zwar verbrachte er den Großteil seiner Jugend in Dortmund, ging aber auch einige Jahre in Heidelberg zur Schule. Schon früh interessierte sich Fritz Henle für die Fotografie; noch vor dem Abitur beschaffte er sich eine Kamera und erlernte die Grundlagen des Fotografierens als Autodidakt; seine improvisierte Dunkelkammer befand sich unmittelbar unter dem Musikzimmer seiner Eltern. 1930 war es ihm dann möglich, die Bayerische Staatslehranstalt für Lichtbildwesen zu besuchen und bei Hanna Seewald eine zweijährige Ausbildung zum Fotografen zu absolvieren. Fotografieren und Fernweh gehörten für Fritz Henle zusammen, so ergriff er die gute Gelegenheit beim Schopf und arbeitete als Fotografie-Assistent in Florenz. Dann bereiste er von 1934 bis 1936 für die Reederei Lloyd Triestino (seit dem 1. März 2006 Italia Marittima) Indien, China und Japan. 1936 emigrierte Henle, dessen Familie jüdischen Ursprungs war und darum Repressalien im nationalsozialistischen Deutschland zu befürchten hatte, schließlich ganz in die USA und ließ sich in New York nieder.

Titelblätter, Akte, Porträts und Reiseimpressionen

Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Fritz Henle, der 1942 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt, für mehrere amerikanische Zeitschriften, darunter so klangvolle Namen wie Fortune, Mademoiselle, Harper's Bazaar und Life. Für das Magazin Life steuerte er gleich fünf Titelfotos bei, darüber hinaus war er für das United States Office of War Information tätig. Neben seiner umfangreichen und erfolgreichen Tätigkeit als Porträt- und Aktfotograf verstand sich Fritz Henle immer auch vor allem als Reisefotograf, der seine Freude am Sammeln neuer Erfahrungen und sein Interesse an fremden Kulturen fotografisch dokumentierte. Was er auch fotografierte, das Mittel seiner Wahl war stets die Rolleiflex, deren Eigenheiten er durchaus mit Eleganz und Raffinesse für seine künstlerischen Zwecke zu nutzen verstand. Berühmt wurde sein Foto New York at Night, für das er seine Kamera während einer gewollt langen Belichtungsphase unaufhörlich im Kreis drehte. Das Resultat ist ein Strudel aus Licht inmitten der Dunkelheit der Nacht, dessen kreisrunde Form in reizvollem Kontrast zu dem typisch quadratischen Bildformat der Rolleiflex steht.

Bleibender Bezug zu Heidelberg, zweite Heimat in der Karibik

Obwohl Fritz Henle den Großteil seines Lebens nicht in Deutschland verbracht hatte und sich auf seinen Reisen und Erkundungsfahrten ausnehmend wohlfühlte, verband ihn eine besondere Zuneigung mit Heidelberg, dem Ort seiner Jugend. Deshalb kehrte er bis ins hohe Alter immer wieder dorthin zurück, wenn er für seine regelmäßigen Kuraufenthalte in Bad Mergentheim weilte. Seine zweite Heimat fand Henle aber in der Karibik, auf der Insel Saint Croix, wo er seit 1948 lebte und zahlreiche Bildbände gestaltete, die sich meist auf Motive aus seiner neuen Heimat bezogen. Der Historiker Helmut Gernsheim adelte Henle als den "letzten klassischen freischaffenden Fotografen".

Fritz Henle starb am 31. Januar 1993 in San Juan, Puerto Rico.