Hermann Hesse

Abgebrochenes Studium und Selbstmordversuch

Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 in Calw geboren. Der Sohn eines evangelischen Missionarsehepaars erlebte seine Kindheit in einem wohlbehüteten und gebildeten Umfeld. Nach dem Willen der Eltern sollte er eine Laufbahn als Theologe einschlagen, aber seine rebellische Natur brachte ihn immer wieder in Konflikt mit Lehrern und Familie. Er wolle Dichter werden und sonst nichts, ließ Hermann Hesse im Alter von 15 Jahren verlauten und floh aus dem theologischen Seminar. Zwei Monate später unternahm er einen Selbstmordversuch und wurde in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Er fühlte sich von Gott, Eltern und der ganzen Welt verstoßen und schrieb seinem Vater einen anklagenden Brief voller Ironie und Sarkasmus. Eine Buchbinderlehre brach er ebenso ab wie eine Ausbildung zum Mechaniker in einer Calwer Turmuhrenfabrik. Die schwierigen Erfahrungen seiner Jugend fanden später Eingang in Hesses Roman Unterm Rad.

Erste literarische Erfolge bringen Unabhängigkeit

Hermann Hesse beschäftigte sich früh mit dem Schreiben: Bereits im Alter von 10 Jahren verfasste er das Kunstmärchen Die beiden Brüder, das 1951 in Zürich veröffentlicht wurde. Während er in Basel in einem Antiquariat arbeitete und dank der guten gesellschaftlichen Kontakte seiner Eltern wertvolle Kontakte knüpfen konnte – unter anderem zu dem Schweizer Historiker Rudolf Wackernagel und dem österreichischen Dichter Richard von Schaukal –, verfasste er das Buch Hermann Lauscher, das Gedichte und Prosastücke enthielt und zunächst unter Pseudonym veröffentlicht wurde. In der Folge gelangen ihm immer mehr kleinere Veröffentlichungen, bis ihm mit seinem zivilisationskritischen Roman Peter Camenzind der literarische Durchbruch gelang. Die eingehenden Honorare erlaubten die Heirat mit der neun Jahre älteren Fotografin Mina Bernoulli, mit der er zuvor schon eine große Italienreise unternommen hatte. Das Paar ließ sich am Bodensee nieder und lebte im Geist der Lebensreform drei Jahre lang ohne fließendes Wasser und Strom.

Engagement gegen Krieg und Nationalismus

Hermann Hesse war zeitweise Bürger des russischen Kaiserreichs, später Württemberger und schließlich Schweizer, fühlte sich aber immer der ganzen Welt und den Menschen verbunden. Er schätzte die Bücher von Karl May, verteidigte ihn gegen die Literaturkritik und erklärte, wenn May nur Pazifist gewesen wäre, hätte er mit seiner begeisternden Schreibweise die Jugend von jedem weiteren Krieg abhalten können. Hesse selbst hatte sich einst noch freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet, war aber wegen eines Augenleidens ausgemustert und der Kriegsgefangenenfürsorge zugewiesen worden, wo er für die Bücherei zuständig war. Geprägt durch diese Erfahrungen engagierte er sich gegen jede Form von Krieg und Nationalismus. Nach dem Zerbrechen seiner Ehe fiel er wieder in Depressionen, unterzog sich einer Therapie und wandte sich der Aquarellmalerei zu. Mit Schrecken sah er den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs; die Nationalsozialisten stuften seine Romane Unterm Rad, Der Steppenwolf und Betrachtungen als volksfeindlich ein und verboten sie; Hesses Verleger Peter Suhrkamp wurde verhaftet. Hermann Hesse schrieb weiter gegen Hitler an, die Texte konnten allerdings erst nach Kriegsende veröffentlicht werden.

Hermann Hesse starb am 9. August 1962 in Montagnola in der Schweiz.