Bernhard Hoetger

Bernhard Hoetger begann seine Laufbahn im Handwerk

Bernhard Hoetger wurde am 4. Mai 1874 in Hörde (heute ein Stadtteil von Dortmund) in Westfalen geboren. Der Sohn eines Schmieds erlernte zunächst von 1882 bis 1892 in Detmold das Handwerk eines Steinmetzes, ging auf die standesübliche Wanderschaft und arbeitete von 1895 bis 1897 in der von Franz Anton Goldkuhle gegründeten Werkstatt für kirchliche Kunst in Wiedenbrück als Leiter. Obwohl Bernhard Hoetger in dieser Zeit wertvolle Kenntnisse erwarb, die seine spätere Laufbahn als Künstler begünstigten, bezeichnete er sie in der Rückschau stets als seine Fron- und Sklavenjahre. Den Weg zur Kunst ging Bernhard Hoetger an der Düsseldorfer Akademie bei dem Bildhauer Karl Janssen; ein Studienaufenthalt in Paris schloss sich an, der die Begegnung mit dem Werk von Auguste Rodin und Aristide Maillol brachte und Hoetger zum Expressionismus führte. Im Jahr 1906 lernte Hoetger in Rodins Atelier die Malerin Paula Modersohn-Becker kennen, die er zeitlebens sehr verehrte und in ihrem eigenen Schaffen sehr bestärkte.

Mitglied der Künstlerkolonien Darmstadt und Worpswede

Bernhard Hoetger folgte 1909 der Einladung in die Darmstädter Künstlerkolonie, wurde 1911 durch den Großherzog Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt persönlich zum Professor ernannt und war 1912 an der Gestaltung des Platanenhains auf der Mathildenhöhe beteiligt. Er entwarf einen Zyklus von Plastiken, die sich als Verkörperungen der guten wie schlechten menschlichen Eigenschaften um eine zentrale Buddhafigur gruppieren. Neben dem Großherzog fand Hoetger während seiner Darmstädter Zeit auch in dem Wuppertaler Bankier August von der Heydt einen Förderer. 1914 übersiedelte der Künstler, angeregt durch seine Bekanntschaft mit Paula Modersohn-Becker, nach Worpswede. Hier kaufte er 1915 den »Brunnenhof«, das er zu einem Atelier- und Wohnhaus ausbaute. Die Umgebung bestückte er mit eigenen Skulpturen, zum Beispiel dem Schreitenden Jüngling, der die Sehnsucht des Künstlers nach der Sonne ausdrückte. Wiewohl Hoetger für die ständigen Stilwechsel auf seiner Suche nach dem vollkommenen Ausdruck immer wieder kritisiert wurde, gilt seine Beherrschung des Materials als außergewöhnlich und wird für gewöhnlich seiner Steinmetzausbildung zugeschrieben.

Die NSDAP-Mitgliedschaft schützte nicht vor Diffamierung

Bernhard Hoetger kam als Autodidakt auch zur Architektur; als sein diesbezügliches Meisterstück gilt das aus Glas und Stahl konstruierte Haus Atlantis, das im Auftrag des Kaffeehändlers Ludwig Roselius in der Böttcherstraße in Bremen auf Grundlage der umstrittenen, völkisch-rassistischen Atlantis-Theorie des niederländischen Forschers Herman Wirth entstand. Das ebenfalls in der Böttcherstraße gelegene und nach Entwürfen von Bernhard Hoetger entstandene Paula Modersohn-Becker-Museum beherbergt noch heute einige Skulpturen des Künstlers. Obwohl Hoetger wie sein Mäzen Roselius mit dem Nationalsozialismus sympathisierte und in die NSDAP eintrat, wurde sein Werk 1936 als »entartet« eingestuft und er selbst aus der Partei ausgeschlossen. In der Folge wurden ein Teil seiner Arbeiten zerstört oder gingen auf dem Kunstmarkt verloren. 1943 floh Hoetger in die Schweiz, wo er bis zu seinem Tod lebte.

Bernhard Hoetger starb am 18. Juli 1949 in Interlaken.