Karl Hofer suchte als Künstler wie als Mensch seinen eigenen Weg, den er sich mit seiner ambivalenten Persönlichkeit bisweilen selbst versperrte. Den Expressionismusund expressiven Realismus vertrat er nicht nur als begabter Maler, sondern auch als eifernder Anwalt, der sich mit Furor in zahlreichen öffentlichen Diskussionen zu Wort meldete.
(...) WeiterlesenKarl Hofer - Meisterschüler bei Hans Thoma und Leopold von Kalckreuth
Karl Hofer wurde am 11. Oktober 1878 in Karlsruhe geboren. Er war gerade vier Wochen alt, als sein Vater, der Militärmusiker Karl Friedrich Hofer, an einer Lungenerkrankung starb. Weil seine Mutter Geld verdienen musste, lebte der kleine Karl zunächst bei zwei Großtanten, ehe er von 1884–1892 in einem Waisenhaus untergebracht war. Als 14-Jähriger begann er eine Buchhändlerlehre, die er nach drei Jahren erfolgreich abschloss. 1896 machte er die Bekanntschaft des drei Jahre jüngeren Leopold Ziegler, der sich später als Philosoph einen gewissen Ruhm erwarb. 1897 konnte Karl Hofer an der Karlsruher Akademie ein Studium der Malerei aufnehmen. Schnell wurde man dort seiner Begabung gewahr und förderte den jungen Künstler mit einem großherzoglichen Stipendium. 1899 erhielt er erstmals Unterricht bei Hans Thoma, der ihn 1901 zu seinem Meisterschüler machte. Ein Jahr später ging Karl Hofer an die Königliche Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, wo er Meisterschüler von Leopold von Kalckreuth wurde. In dieser Zeit schloss er auch Freundschaft mit dem Schweizer Bildhauer Hermann Haller.
Unterstützung durch Theodor Reinhart, rege Ausstellungstätigkeit
1903 heiratete Karl Hofer Mathilde Scheinberger, eine geborene Jüdin, die später zum Protestantismus übertrat. Gemeinsam hatten sie drei Söhne; der zweite, Titus Wolfgang, starb allerdings bereits im Alter von nur einem Jahr. Wirtschaftliche Sicherheit verschaffte Karl Hofer ein Fünfjahresvertrag mit dem Schweizer Geschäftsmann und Mäzen Theodor Reinhart. Der Vertrag wurde später um weitere fünf Jahre verlängert und ermöglichte der Familie Hofer die Übersiedlung nach Rom, dann Paris und schließlich Berlin. Dennoch war die Beziehung nicht frei von Streitigkeiten, denn Hofer stand Reinharts Versuchen, seine künstlerische Entwicklung zu beeinflussen, durchaus kritisch gegenüber. Seit 1905 war Karl Hofer regelmäßig auf Ausstellungen vertreten, er beteiligte sich an der »Berliner Secession« und trat schließlich der »Freien Secession« bei, auf deren erster Ausstellung 1914 er gemeinsam mit Max Liebermann, Max Pechstein, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff seine Werke präsentierte. Den Ausbruch des Ersten Weltkriegs empfand Karl Hofer als dunklen Vorhang, der zwischen die Schönheit des vergangenen Lebens und die schreckliche Gegenwart geschoben wurde. Fortan bestimmte ein düsteres, ahnungsvolles Element seine Kunst.
Im Nationalsozialismus verfemt, nach dem Krieg gefeiert
Karl Hofer wurde im Nationalsozialismus als »entarteter Künstler« verfemt, er selbst hatte sich bereits 1933 öffentlich gegen die neuen Machthaber ausgesprochen. Seine erste Frau Mathilde wurde nach der Scheidung im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Während der Bombenangriffe auf Berlin wurden das Atelier, zahlreiche Werke und schließlich auch die Wohnung von Karl Hofer und seiner zweiten Frau Elisabeth zerstört. Nach dem Krieg wurde Karl Hofer rehabilitiert und beteiligte sich am Aufbau der Hochschule der bildenden Künste. Jetzt erhielt der vor wenigen Jahren verfemte und geschmähte Karl Hofer Preise und Auszeichnungen aus Deutschland und Frankreich, darunter das Große Verdienstkreuz der jungen Bundesrepublik. 1955 lieferte er sich Hofer, der durchaus als schwieriger Charakter galt, eine erbitterte Auseinandersetzung mit dem Kunstkritiker Will Grohmann über Abstraktion und Figuration. Hofer beharrte darauf, dass die wertende Unterscheidung zwischen Gegenständlichkeit und Ungegenständlichkeit in der Malerei eine »sinnlose Absurdität« sei. Aufgrund dieser Kontroverse verließen Größen wie Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay und Fritz Winter den Deutschen Künstlerbund.
Karl Hofer starb am 3. April 1955 in Berlin an den Folgen eines Schlaganfalls. Als sein berühmtester Schüler gilt Otto Julius Fleck. Noch in seinem Todesjahr wurden auf der documenta 1 in Kassel einige seiner Werke posthum gezeigt.
Karl Hofer - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: