Der deutsche Maler Willy Robert Huth übersetzte mit großem Einfühlungsvermögen seine vielschichtigen Lebenserfahrungen in zahlreiche Meisterwerke des expressiven Realismus. Sein Werk bietet in der Gesamtschau eine anschauliche, lebendige Chronik bis hinein in die 1950er-Jahre.
(...) WeiterlesenWilly Robert Huth - Unterricht bei Paul Kämmerer, Umgang mit Adolf Hölzel
Willy Robert Huth wurde am 27. Juni 1890 in Erfurt geboren. Als 14-Jähriger besuchte er dort die Kunstgewerbeschule, die er 1906 beschloss. 1907 nahm er eine dreijährige Lehre in der Werkstatt des Stuttgarter Hofmalers Paul Kämmerer auf. Kämmerers Neffe Willy Baumeister brachte seinen Namensvetter Willy Robert Huth mit dem einflussreichen Künstlerkreis um Adolf Hölzel in Kontakt. Nach Abschluss seiner Lehrzeit arbeitete Huth im Architekturbüro von Wilhelm Kreis, gleichzeitig besuchte er die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. Kreis vermittelte seinem jungen Angestellten auch den attraktiven Auftrag für die Raumausmalung der Ausstellung »Der Deutsche Werkbund« 1914 in Köln. Im selben Jahr brach der Erste Weltkrieg aus und unterbrach die noch junge Karriere von Willy Robert Huth, die so vielversprechend begonnen hatte. Im letzten Kriegsjahr geriet er in englische Kriegsgefangenschaft und konnte erst 1919 wieder nach Deutschland zurückkehren, wo er sich als freier Maler in Berlin niederließ.
Intensive Suche nach Inspiration, zahlreiche Ausstellungsteilnahmen
In Berlin war die Kunstszene fest in der Hand der Avantgarde, und Willy Robert Huth fand hier die verwandten Geister, nach denen er sich sehnte: Noch 1919 wurde er zum Mitbegründer der expressionistischen Künstlervereinigung »Jung-Erfurt« und pflegte regen Umgang mit Künstlern wie Max Pechstein, Karl Hofer, George Grosz, Erich Heckel und vor allem Karl Schmidt-Rottluff. 1920 beteiligte er sich an einer Ausstellung der Freien Sezession und schaffte es 1923 sogar auf die erste Ausstellung des deutschen Expressionismus in den USA. Tief getroffen zeigte sich der empfindsame Künstler von dem Vorwurf, er würde mit seinen Werken nur seinen Freund Karl Schmidt-Rottluff kopieren. Um sich von dessen Vorbild zu lösen und endgültig seinen eigenen, unverwechselbaren Stil zu finden, begab sich Willy Robert Huth von 1923 bis 1927 auf zahlreiche Studienreisen, die ihn nach Italien, Österreich, Paris, Spanien und in die Schweiz führten. Nach seiner Rückkehr nach Berlin trat er 1928 der Berliner Secession und 1929 dem Deutschen Künstlerbund bei.
Schwere Kriegsverluste, mutiger Neuanfang
Im Nationalsozialismus galt Willy Robert Huth, der so gerne auch die geheimnisvolle Halbwelt mit ihren Artisten, Gauklern und Zigeunern malte, schnell als entartet. 1937 belegte man ihn mit einem Ausstellungsverbot, 1944 wurde er für die letzten Kriegsmonate eingezogen und geriet erneut in Kriegsgefangenschaft, diesmal in russische. Als er 1945 nach Berlin zurückkehrte, war sein Atelier samt den darin befindlichen Werken im Bombenhagel der Alliierten untergegangen. Willy Robert Huth stand vor dem Nichts, zeigte sich aber fest entschlossen, sein Leben zurückzugewinnen. Als Künstler arbeitete er produktiv bis ins hohe Alter, als Lehrer unterrichtete er unter anderem ab 1947 für zehn Jahre als Professor an der Hochschule für Bildende Künste. 1949 gründete er mit seinen alten Weggefährten Schmidt-Rottluff, Hofer und Pechstein die »Berliner Neue Gruppe«. Stilistisch orientierte sich Huth an seiner erfolgreichen Vorkriegskunst, zu den Motiven gehörten jetzt aber auch Darstellungen des zerbombten Berlin oder Erinnerungen an seine Gefangenschaft.
Willy Robert Huth starb am 17. März 1977 auf der Insel Amrum, wo er alljährlich den Sommer zu verbringen pflegte.
Willy Robert Huth - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: