Bernd Jansen

Bernd Jansen - Entwicklung vom Fotojournalismus zur Kunstfotografie

Bernd Jansen wurde am 20. November 1945 in Bedburg bei Kleve am Niederrhein geboren, wenige Monate nach dem Ende des verheerenden Zweiten Weltkriegs. Seine Kindheit war geprägt von dem Anblick des zerbombten und zertrümmerten Deutschlands der Nachkriegszeit. Seine Eltern flohen mit ihm aufs Land, wo er als Freigeist mit einem Hang zur Rebellion gegen alles Überkommene aufwuchs. In der Kunst fand Bernd Jansen bald ein Ventil für seinen Widergeist: 1966 begann er, wie sein älterer Bruder Arno, ein Studium der Fotografie bei dem alten Meister Otto Steinert an der Folkwangschule in Essen-Werder, das er 1971 erfolgreich abschloss. Bereits im Folgejahr erhielt der begabte Nachwuchsfotograf in Düsseldorf in Anerkennung seiner frühen Arbeiten den Förderpreis zum Heinrich-Heine-Preis. Ein Stipendium ermöglichte ihm von 1978 bis 1979 einen Studienaufenthalt in New York. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete Jansen noch vorwiegend als Beobachter und Begleiter, als Fotojournalist und Bildreporter.

Subjektiver fotografischer Blick auf die Düsseldorfer Kunstszene

Bernd Jansen schuf 1968 sein erstes Künstlerporträt. Es war der Anfang einer Erfolgsgeschichte: In den 1970er Jahren widmete er sich intensiv der Düsseldorfer Kunstszene und gestaltete eine vielbeachtete Serie von Porträts seiner Künstlerkollegen. Mit diesem Projekt ermöglichte Bernd Jansen Außenstehenden einzigartige Einblicke in den Alltag eines vielschichtigen schöpferischen Biotops. Auf seinen Bildern, die ganz im Sinne seines Lehrers Steinert stets eine subjektive Perspektive einnehmen und sich jeder ohnehin nur scheinbaren Objektivität verweigern, sind Größen der Moderne in Aktion zu sehen: Joseph Beuys, Gerhard Richter, Sigmar Polke und andere werden vom Künstler in überraschender Unvermitteltheit greifbar gemacht. Diese umfassende Dokumentation der Düsseldorfer Künstlerszene begründete Jansens Ruhm als moderner Fotokünstler. Der subjektive Blick wird dabei zu einem guten Teil von den Fotografierten selbst bestimmt: Als Fotograf nimmt sich Bernd Jansen bewusst zurück und lässt seine Motive das Bild inszenieren und entwickeln. Der Fotograf schafft keine Augenblicke, sondern hält sie lediglich fest. Das Bild schenkt sich für einen winzigen Augenblick – das ist der Moment, in dem der Künstler zugreifen muss.

Fortwährende Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie

Bernd Jansen fand in den 1980er Jahren die Architektur als prägendes Sujet seiner Arbeiten. Dabei beschränkte er sich nicht auf die übliche fotografische Form, sondern bezog zunehmend plastische Elemente in seine Werke mit ein. Seine Aufnahmen der Architektur präsentierte Bernd Jansen zum Beispiel in schweren Eisenrahmen. Ein Markenzeichen des Fotografen ist das Spiel mit collagierten Hintergründen: Während die verschiedenen Motive zunächst ohne Hintergrund fotografiert werden, kommt in der analogen Nachbearbeitung ein unterlegtes Element hinzu: Hinter das auf transparente Folie kopierte Bild appliziert der Künstler einen Stadtplan, eine Liste mit Straßennamen oder ein vergleichbares Artefakt. Das Fotografieren ist für Bernd Jansen immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Medium an sich. Das Bild wird dabei zur Skulptur, das Fotografieren zur Performance. Jenseits aller zeitgenössischen Strömungen beweist sich der Künstler immer wieder als Einzelgänger.

Bernd Jansen lebt und arbeitet in Düsseldorf.