Michael Kenna

Michael Kenna - Zehn wertvolle Lehrjahre bei Ruth Bernhard

Michael Kenna wurde am 20. November 1953 in Widnes, einem kleinen Ort in der Grafschaft Cheshire in England geboren. Er wuchs mit vier Brüdern in einer wenig begüterten Arbeiterfamilie auf. Seine Eltern waren irische Katholiken, was Kenna zunächst dazu bewog, eine Laufbahn als Priester einzuschlagen. Die wachsende Neigung zur Kunst führte ihn dann aber gegen den Willen seiner Familie an die Banbury School of Art, wo er seine ersten Erfahrungen mit der Fotografie machte. Mitte der 1970er-Jahre besuchte er das London College of Printing und begann, sich intensiv mit kommerzieller Fotografie zu beschäftigen. Zu seinen Vorbildern zählten Eugène Atget, Bill Brandt und Josef Sudek. Kenna konnte in der Folge erste kleine Aufträge für Plattenfirmen und Zeitungen übernehmen und arbeitete auch immer wieder als Assistent für etablierte Fotografen. Außerdem betreute er für eine Fotoagentur in der Fleet Street den Verkauf von Stockfotos. 1977 übersiedelte Michael Kenna nach San Francisco. Dort traf er die deutschstämmige Fotokünstlerin Ruth Bernhard, für die er fast zehn Jahre als Assistent tätig war – eine äußerst prägende Zeit für den jungen Künstler.

Japan als ein zentrales Motiv in Kennas Kunst

Michael Kenna pflegte die Landschaftsfotografie zunächst als ein Hobby; er war ungewiss, ob diese Tätigkeit ihm jemals erlauben würde, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Bei der Auswahl seiner Motive machte es sich der Fotograf oft nicht einfach. Während viele Kollegen auf das richtige Licht warten, entscheidet sich Kenna bewusst für eine Aufnahme bei ungünstigen Lichtbedingungen. Der Künstler interessiert sich für Strukturen in Architektur und Landschaft, für Wechselwirkungen und den Dialog mit seinem Motiv. Diese Vorgehensweise führt zu intimen, poetischen Aufnahmen mit einem distanzierten, beinahe meditativen Charakter. Besondere Zuneigung bringt der Künstler Japan entgegen, das er seit seinem ersten Besuch im Jahr 1987 immer wieder bereist und zum Gegenstand seiner künstlerischen Arbeit macht. Aus Anlass seines fünfzigsten Geburtstages unternahm er eine einmonatige Pilgerreise durch 88 Tempel des Shingon-Buddhismus auf der japanischen Zentralinsel Shikoku. Das Ergebnis dieser Reise war der 250 Schwarz-Weiß-Fotografien umfassende Bildband Forms in Japan, der als großartige Liebeserklärung des Künstlers an das Land verstanden werden kann.

Lichte Landschaften, dunkle Konzentrationslager

Michael Kenna bevorzugt bis heute die analoge Fotografie und lehnt digitale Methoden weitgehend ab. Insbesondere den Möglichkeiten der Nachbearbeitung durch Bildprogramme am Computer empfindet er als Bildverfälschung und Bruch der Verbindung zwischen Fotograf und Motiv. Kenna fotografiert überwiegend mit Kameras von Hasselblad und Holga. Mit seiner einzigartigen Bildersprache erwarb er sich eine große Anhängerschar und wird heute von vielen jungen Fotografen begeistert nachgeahmt. Neben seinen gefeierten Landschaftsfotografien mit ätherischen Lichtstimmungen widmete sich der Künstler auch einer umfassenden und vielbeachteten Fotoserie über deutsche Konzentrationslager. Es entstanden außerdem eine Reihe kommerzieller Auftragsarbeiten für renommierte Firmen wie Rolls-Royce, Dom Pérignon, Audi, Sprint und Volvo.

Michael Kenna lebt heute mit seiner Familie in Seattle in den USA.