Ida Kerkovius - Tochter aus wohlhabendem Haus, Meisterschülerin von Adolf Hölzel
Geboren wurde Ida Kerkovius am 31. August 1879 in der lettischen Hauptstadt Riga, die damals noch zum russischen Kaiserreich gehörte. Sie war das vierte von zwölf Kindern einer deutschbaltischen Gutsbesitzerfamilie und verbrachte den Großteil ihrer Kindheit auf dem Familienbesitz Gut Saadsen. Ihr künstlerisches Interesse erwachte früh; nach einer Begegnung mit dem Werk der Hölzel-Schülerin Martha Hellmann in einem Rigaer Kunstsalon war sie von dem Wunsch beseelt, selbst bei Adolf Hölzel zu studieren und konnte dieses Ziel nach einer Studienreise durch die italienischen Kunstzentren Venedig, Florenz und Rom auch verwirklichen. Kerkovius beeindruckte Hölzel so sehr, dass er sie 1911 schließlich zu seiner Meisterschülerin machte und ihr ein eigenes Atelier an der Stuttgarter Akademie vermittelte. In dieser Zeit unterrichtete sie bereits selbst, zu ihren Schülern zählte auch der spätere Begründer der Farbenlehre, Johannes Itten. Als Künstlerin hatte sie zudem die Möglichkeit, sich an einer von Herwarth Walden organisierten Ausstellung zu beteiligen. Durch den Kreis um Adolf Hölzel kam Ida Kerkovius schließlich auch mit den Werken Paul Cézannes und Vincent van Goghs in Berührung, sie lernte Futurismus, Kubismus und die Brücke-Gruppe kennen.
Schwierige Kriegsjahre, Studium am Bauhaus
Der Erste Weltkrieg brachte für Ida Kerkovius, die noch als russische Staatsbürgerin galt, den schmerzlichen Verlust von Lehrerlaubnis, Meisteratelier und Familienvermögen. In ihrem neuen, bescheidenen Privatatelier erteilte sie privaten Malunterricht an Studenten, die von der Akademie abgewiesen worden waren. Mit einer ihrer Schülerinnen, der aus vermögendem Hause stammenden Hanna Bekker vom Rath, verband sie eine lebenslange Freundschaft, ihr verdankte sie später auch umfassende finanzielle Förderung. Ungeachtet aller Widernisse konnte Ida Kerkovius auch während der Kriegsjahre an Ausstellungen ihres Lehrers Adolf Hölzel teilnehmen. 1920 ging sie schließlich an das Bauhaus in Weimar, wo sie ihren einstigen Schüler Johannes Itten wiedertraf, der nun im Gegenzug ihr Lehrer war. Auch bei Paul Klee und Wassily Kandinsky nahm sie Unterricht. Ihre neu erworbenen Kenntnisse in der Weberei stellte sie bei einer Bauhausausstellung 1923 unter Beweis, auf der sie neben Skizzen auch mit eigenen Teppichen und Wandbehängen vertreten war.
Großer Durchbruch nach dem Zweiten Weltkrieg
In der Weimarer Republik nahm Ida Kerkovius an zahlreichen Gemeinschaftsausstellungen in Berlin, Paris und Düren teil, 1930 konnte sie endlich in Stuttgart ihre erste Einzelausstellung eröffnen. Nur wenige Jahre später diffamierten die Nationalsozialisten die Bilder von Ida Kerkovius als entartet, die Künstlerin musste selbstgewebte Teppiche verkaufen und privaten Kunstunterricht erteilen, um die schwere Zeit der NS-Diktatur zu überleben. Bei einem Bombenangriff wurde ihr Atelier und ein Teil ihres Werkes vernichtet. Nach dem Krieg fand sie eine großzügige Unterkunft mit Familienanschluss bei dem befreundeten Geschäftsmann und Kunstsammler Erich Schurr und konnte in dieser für sie wichtigen Geborgenheit endlich ihre künstlerischen Vorstellungen verwirklichen. Prompt folgte der ersehnte und verdiente Durchbruch, der sie national wie international zu einer angesehenen Künstlerin machte. Sie nahm an zahlreichen Ausstellungen teil, erhielt das Bundesverdienstkreuz und die Professorenwürde.
Nach langer und schwerer Krankheit starb Ida Kerkovius am 7. Juni 1970 in Stuttgart. Ihr letztes Werk, das Ölgemälde Bel Vue, hatte sie nicht mehr vollenden können.
Ida Kerkovius - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: