Jürgen Klauke stellt die großen Fragen nach der menschlichen Existenz, dem Leben an sich und den gesellschaftlichen Konflikten. Als Pionier der Body Art und bedeutender Vertreter der Performance- und Fotokunst hat er die frühe Kunstszene der jungen deutschen Bundesrepublik geprägt.
(...) WeiterlesenJürgen Klauke – Ein romantisches Künstlerbild prägte die frühen Jahre
Jürgen Klauke wurde am 6. September 1943 in Kliding bei Cochem an der Mosel geboren. Sein Kunsterzieher auf dem humanistischen Gymnasium erkannte seine künstlerische Veranlagung und machte ihn mit Malern wie Paul Klee, Henri Matisse, Claude Monet und Pablo Picasso bekannt. Zeitgleich las Jürgen Klauke Autoren wie François Villon, Sigmund Freud und Henry Miller, beschäftigte sich mit Dingen, die er später als »Ästhetisierung des Existenziellen« beschrieb. Die häufige Langeweile seiner Internatsjahre wurden ausgefüllt durch das romantische Bild des einsam aufbegehrenden, von schönen Frauen umschwärmten Künstlers. Von 1964 bis 1970 studierte er an den Kölner Werkschulen. Um dort zugelassen zu werden, hatte er eine Kurzlehre bei einer Großdruckerei absolviert, dort Handsatz und Bleisatz gelernt und in Koblenz einen Typografie-Wochenendkurs besucht. Seinen Eltern, die mit einem Kunststudium wenig anzufangen wussten, erzählte er, er studiere Gebrauchsgrafik, aber sein Ziel war von Anfang an die freie Kunst.
Mit Provokationen gegen gesellschaftliche Konventionen
Jürgen Klauke beschäftigte sich in seinem Frühwerk vor allem mit dem Körper und der geschlechtlichen Identität des Menschen. Sexualität und Eros spielten eine große Rolle in seinem Werk, das er – angestachelt von der Ära des Rock 'n' Roll – mit aggressiven Provokationen gegen die allgegenwärtigen Tabus der Nachkriegsgesellschaft ins Feld führte. Wichtigstes künstlerisches Ausdrucksmittel ist für Jürgen Klauke der eigene Körper, der als Projektionsfläche für seine fotografischen Arbeiten dient. Kommerziell konnte der Künstler zunächst keine Erfolge feiern; die von ihm gewählten Themen Sexualität und Gewalt fanden zu dieser Zeit noch keine allgemeine Rezeption, ernteten aber vorsichtiges Expertenlob. Mit seiner Kunst wollte Jürgen Klauke seine Weltsicht in die Gesellschaft hineintragen, wohlwissend, dass eine echte und nachhaltige Veränderung der Strukturen und Befindlichkeiten nicht in seiner Macht lag. Die moderne Gender-Diskussion nahm er in seinen Geschlechterannäherungen und der Aufhebung des Gegensatzes von Männlich-Weiblich vorweg.
Die Kunst als Herausforderung für Künstler und Publikum
Jürgen Klauke forderte sein Publikum auch mit neuartigen Performances heraus, von denen er einige mit Uwe Laysiepen alias Ulay durchführte. Bewusst wollte er sich dabei von Fluxus und Happening abgrenzen, die er in eigenen Worten als »überwiegend zu lustig« empfand. Nur selten kommt es bei den demonstrativen Aktionen Klaukes zu Ausschreitungen, wobei der Künstler Wert darauf legt, sich bei der Ausübung seiner Kunst nicht stören zu lassen und zur Not auch einmal handgreiflich wird, um die Dinge im Fluss zu halten. Auch Diskussionen mit dem Publikum geht Klauke nicht aus dem Weg. In der Regel arbeitet er allein, Kooperationen sind die Ausnahme, nicht die Regel; Klauke sieht sich nicht als Gruppenmensch. Der Kontakt und Austausch mit anderen Künstlern wie Ulrich Rückriem ist ihm dennoch wichtig. Von 1983 bis 1994 lehrte Klauke als Professor an der Folkwang Hochschule in Essen, zu seinen bekanntesten Schülern zählten Steff Adams, Eva Bertram und Achim Mohné. 1987 nahm er an der documenta 8 teil. Für seine Kunst erhielt Jürgen Klauke Preise und Auszeichnungen, darunter 1995 den Großen Kulturpreis der Sparkassen-Stiftung Rheinland und 2013 den Cologne-Fine-Art-Preis.
Jürgen Klauke lebt und arbeitet in Köln.
Jürgen Klauke - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: