Alison Knowles erhob den Alltag zur Kunst. Als Gründungsmitglied der Fluxus-Bewegung trug die US-amerikanische Künstlerin maßgeblich dazu bei, den Kunstbegriff zu erweitern, das Banale neu zu bewerten und frische Stimmen hörbar zu machen.
(...) WeiterlesenAlison Knowles gab für Fluxus das Malen auf
Alison Knowles wurde am 29. April 1933 in New York geboren. Eigentlich wollte sie Malerin werden und studierte darum bei Josef Albers (1888–1976), Adolph Gottlieb (1903–1974), Franz Kline (1910–1962) und Richard Lindner (1901–1978) am Pratt Institute. Weil auch ihr Vater dort als Professor lehrte, konnte sie sich kostenfrei einschreiben. Dieses Studium schloss sie 1954 ab und begann im Anschluss eine Karriere als vielversprechende Malerin; mit ihren frühen Arbeiten bezog sie sich auf Vorbilder wie Helen Frankenthaler (1928–2011) und Jackson Pollock (1912–1956). Alison Knowles bezeichnete in der Rückschau ihren Vater und den Komponisten John Cage (1912–1992) als ihre wichtigsten und einflussreichsten Mentoren. Cage hatte sie bereits 1958 während eines Kurses an der New School for Research kennengelernt, an dem auch die übrigen Fluxus-Pioniere George Brecht (1926–2008), Al Hansen (1927–1995) und Allan Kaprow (1927–2006) sowie Knowles' späterer Ehemann Dick Higgins (1938–1998) teilnahmen.
Aktionskunst mit Musik, Büchern und Bohnen
Alison Knowles wandte sich in den 1960er Jahren von der Malerei ab und einem neuen Kunstverständnis zu, das in der Geburt der von George Maciunas (1931–1978) initiierten Fluxus-Bewegung mündete. In dieser Zeit arbeitete sie auch mit John Cage und Marcel Duchamps (1887–1968) zusammen. Ihre Abkehr von ihrem bisherigen künstlerischen Schaffen war so radikal, dass Alison Knowles nach einer Ausstellung in der New Yorker Nonegon Gallery alle gezeigten Bilder verbrannte. 1962 unternahm sie mit ihrem Ehemann Dick Higgins ihre erste Fluxus-Tournee, auf der sie auch damit begann, unter dem Einfluss von George Brecht Eventmusik zu schreiben. Musik wurde ein wichtiger Teil ihrer Aktionen, den sie häufig mit Bohnen kombinierte. Bohnen stellten für Alison Knowles genau die Art von Alltags- und Gebrauchsobjekt dar, die sie für ihren künstlerischen Ansatz wollte, bei dem auch die Poesie und das gesprochene Wort eine wichtige Rolle spielten, wie bei ihren Buchprojekten, zu denen auch das Book of Bean (»Buch der Bohne«, 1983) gehörte. Zu der Serenade for Alison des aus Korea stammenden Komponisten Nam June Paik (1932–2006) tanzte sie im weiten Kimono und holte darunter farbige Slips hervor, die sie ins Publikum warf.
Für Knowles ist auch das Alltägliche nie banal
Alison Knowles bewegt sich mit ihren Experimenten im Spannungsfeld zwischen Kunst und Alltag und bedient sich dafür verschiedener Medien. Neben ihren Performances hat sie auch Hörspiele wie das 1982 vom WDR produzierte Bohnen Sequenzen geschaffen, für das die Künstlerin den Karl-Sczuka-Preis erhalten hat. Alison Knowles folgt bei ihrer Kunst der Maxime, dass es nichts Banales gibt, dass alles auf irgendeine Weise Bedeutung hat, wenn die richtige Perspektive gefunden wird oder der richtige Zugriff erfolgt. Die Kunst kennt nur einen Raum ohne Grenzen, in dem alles infrage gestellt und umfunktioniert wird. Für ihre Aktion Make a Salad erhob sie das profane gemeinsame Essen zu einem Kunst-Happening, weil es in einer Galerie stattfand und dabei Bilder betrachtet wurden. Auch einfache Notizzettel, die in jedem Haushalt zu finden sind, wurden Kunst, indem Knowles und Dick Higgins Anweisungen für Performances darauf schrieben.
Alison Knowles lebt in ihrer Geburts- und Heimatstadt New York. Ihre Zwillingstöchter Hannah Higgins (*1964) und Jessica Higgins (*1964) sind auch als Schriftstellerin bzw. Künstlerin aktiv.
Alison Knowles - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: