Bernd Koberling

Bernd Koberling - Ein gelernter Koch findet zur Kunst

Bernd Koberling, geboren 1938 in Berlin, erlebte seine Kindheit im Schatten des Zweiten Weltkriegs und der verheerenden Bombenangriffe auf Berlin. Seine Mutter arbeitete als Lehrerin, sein Vater leitete nach dem Krieg die Unterhaltungsabteilung des Senders Freies Berlin. 1955 verließ Bernd Koberling das Gymnasium und begann eine Lehre als Koch. In diesem Beruf arbeitete er auch bis 1968, doch beschäftigte er sich schon früher mit der Malerei: 1957 entstanden unter der Anleitung von Manfred Laber seine ersten Bilder. Von 1958 bis 1963 studierte er bei Max Kraus an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1959 gründete er mit seinem Mentor Laber und den befreundeten Künstlern, Josef K. Senft-Hohburg und Johann A. Marxmüller die Gruppe»Vision«, der wenig später noch Karl Horst Hödicke beitrat. Die Gruppe zählt zu den Wegbereitern der »Neuen Wilden« und bestand bis 1965. Von 1961 bis 1963 hielt sich Bernd Koberling in England auf, 1969 führte ihn ein Stipendium der Villa Massimo nach Italien.

Neoexpressive Figuration an der Schwelle zur Abstraktion

Bernd Koberling zog es schon früh in die Natur. Darin unterschied er sich von den »Neuen Wilden«, als deren milder Gründervater er gilt, und deren Sujets vorwiegend in der grauen Metropole Berlin verortet waren. Koberling hingegen hielt sich von 1959 bis 1972 jährlich in Schwedisch-Lappland und Nordnorwegen auf und schuf dort unter anderem seine Fjorde und Hüttenbilder. Dabei handelte es sich bei vielen seiner in luziden Farben gehaltenen Gemälde allerdings nicht um naturalistische Wiedergaben, sondern um freie Interpretationen, um eine poetische Annäherung des Künstlers an sein Motiv. Seine Bilder auf weißem Grund nähern sich durch ihre zarten, bisweilen kaum noch wahrnehmbaren Farben der Abstraktion an, ohne die Ebene des Gegenständlichen jedoch ganz zu verlassen. Später entdeckte er das noch weitgehend unberührte Island für seine Kunst. Bis heute fährt Bernd Koberling in jedem Sommer nach Island, um dort zu malen.

Lehraufträge und Auszeichnungen

Bernd Koberling lehrte von 1969 bis 1970 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, von 1988 bis 2007 hielt er eine Professur an der Universität der Künste in Berlin inne. Für seine Kunst erhielt Bernd Koberling Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2006 den renommierten Fred-Thieler-Preis für Malerei. Im Jahr 2017 widmete ihm das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg eine umfassende retrospektive Ausstellung, auf der Bilder aus den Jahren 1963 bis 2017 zu sehen waren. Ein vollständiger Rückzug von der Kunst ist für Bernd Koberling nicht vorstellbar, denn seine Verbindung mit der Malerei sieht er als Geschichte ohne Ende, als unverzichtbaren Prozess für seine Lebensfähigkeit wie das regelmäßige Atemholen. Seine Bilder sind aber nicht einfach ein natürlicher, unbedachter Reflex, sondern eine durchdachte und durchplante Konstruktion, bei der nichts dem Zufall überlassen ist, sondern jede Farbe und jede Form ihren Sinn und Platz hat.

Bernd Koberling lebt und arbeitet im Wechsel in Berlin und in Island.