Käthe Kollwitz - Förderung durch den Vater, Verlobung mit Karl Kollwitz
Käthe Kollwitz wurde am 8. Juli 1867 als Käthe Schmidt in Königsberg in Preußen geboren. Ihr Vater Karl Schmidt, von Haus aus Jurist, fand als solcher wegen seiner liberalen Ansichten keine Anstellung und musste als Maurermeister arbeiten. Er erkannte das künstlerische Talent seiner Tochter früh und förderte sie nach Kräften, ermöglichte ihr grundlegenden Unterricht bei dem Kupferstecher Rudolf Mauer und dem Maler Gustav Naujok und gestattete ihr den Besuch der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Hier war der Schweizer Maler Karl Stauffer-Bern ihr Lehrer. Die Begegnung mit dem Werk Max Klingers, insbesondere dessen Zyklen Eine Liebe und Ein Leben übten großen Einfluss auf Käthe Kollwitz' künstlerische Entwicklung aus. Weiteren Unterricht erhielt Kollwitz in ihrer Heimat Königsberg von dem renommierten Historienmaler Emil Neide. 1888 verlobte sich Käthe Schmidt mit dem jungen Arzt Karl Kollwitz, einem Schulkameraden ihres älteren Bruders Conrad Schmidt, der sich später als Philosoph und Ökonom einen Namen machte.
Die Druckgrafik als Mittel, das menschliche Leid als Sujet
Käthe Kollwitz ging noch vor ihrer Hochzeit nach München, um bei Ludwig Herterich ihr Studium fortzusetzen. Bei dieser Gelegenheit sammelte sie ihre ersten Erfahrungen mit der Aktmalerei nach einem lebenden Modell. Max Liebermann und Fritz von Uhde sorgten zu dieser Zeit für den großen Durchbruch der naturalistischen Freilichtmalerei, die sich der Lebensumstände der einfachen Stände annahm. Insbesondere Liebermann wurde zum auserkorenen Vorbild Käthe Kollwitz', die unter dessen Einfluss bereits unmittelbar nach ihrem Studium daranging, den Alltag der Arbeiterschicht künstlerisch zu verarbeiten. In diesen frühen Werken stand noch die naturalistische Abbildung im Vordergrund, nicht die deutliche Sozialkritik, die das Schaffen der Künstlerin später durchzog. Nach der Lektüre von Max Klingers kunsttheoretischer Schrift Malerei und Zeichnung wandte sich Käthe Kollwitz der Grafik zu und entdeckte ihr künstlerisches Licht in den Schattenseiten der menschlichen Existenz. Kollwitz' erste Lithografie zeigte jedoch ein freundliches Motiv: ihren 1892 geborenen ersten Sohn Hans Kollwitz.
Weberaufstand und Bauernkrieg brachten den Durchbruch
Käthe Kollwitz konnte auf der Großen Berliner Kunstausstellung im Jahr 1898 erstmals auf sich aufmerksam machen, als sie ihren Zyklus Ein Weberaufstand präsentierte, zu dem sie durch die Uraufführung von Gerhart Hauptmanns Drama Die Weber angeregt worden war. Kein Geringerer als Max Liebermann selbst schlug Kollwitz für eine kleine Goldmedaille vor, doch scheiterte dieses Ansinnen am Widerstand Kaiser Wilhelm II., für den die moderne Kunst nur eine »Rinnsteinkunst« war, die dem von ihm geschätzten Historismus und der Salonmalerei zuwiderlief. Ganz anderer Meinung war der Direktor des Dresdner Kupferstich-Kabinetts, Max Lehrs, der zu einem wichtigen Förderer Käthe Kollwitz' wurde und gemeinsam mit Liebermann veranlasste, dass die Künstlerin auf der Deutschen Kunstausstellung in Dresden mit einer kleinen goldenen Plakette bedacht wurde. In der Folge wurde Käthe Kollwitz Mitglied der Berliner Secession, besuchte in Paris die Académie Julian und konnte sich nach dem Erhalt des Villa-Romana-Preises für ein Jahr in Florenz aufhalten. Ein weiterer vielbeachteter Erfolg wurde ihre Radierfolge zum Bauernkrieg, die sie allerdings erst im Jahr 1908 vollenden sollte.
Gegen viele Widerstände engagierte Pazifistin und Sozialistin
Nachdem ihr jüngerer Sohn Peter Kollwitz im Ersten Weltkrieg in der Ersten Flandernschlacht gefallen war, wandte sich Käthe Kollwitz entschieden dem Pazifismus und dem Sozialismus zu. Mit ihren in immer stärkerem Maß sozialkritischen Arbeiten erregte sie durchaus den Unmut der oberen Klassen: So weigerte sich die Kaiserin im Jahr 1906, die Deutsche Heimarbeit-Ausstellung zu besuchen, so lange dort ein Bild Kollwitz', das eine erschöpfte Arbeiterin zeigte, öffentlich zu sehen war. Auch auf den gewaltsamen Tod des Marxisten Karl Liebknecht reagierte Kollwitz mit einem Holzschnitt. Obwohl sie nie einer Partei angehörte, empfand sich die Künstlerin als Sozialistin; ihr politisches Engagement, das sich unter anderem in der Unterzeichnung des Dringenden Appells des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes äußerte, kostete sie schließlich ihre Stellung als Leiterin der Grafikklasse an der Preußischen Akademie der Künste. Während der NS-Diktatur wurde Käthe Kollwitz mit einem Ausstellungsverbot belegt, ein großer Teil ihres Werkes wurde während der Bombenangriffe auf Berlin zerstört.
Käthe Kollwitz starb am 22. April 1945 in Moritzburg bei Dresden. Ihr Sohn Hans Kollwitz wurde ein bekannter Arzt und Psychotherapeut, ihr Sohn Peter Kollwitz betätigte sich bis zu seinem frühen Kriegstod ebenfalls als bildender Künstler. Seine Mutter schuf mit seinem Grabmal ihr bildhauerisches Hauptwerk.
Werke von Käthe Kollwitz in Museen und Institutionen:
Werke von Käthe Kollwitz in Europa:
- Käthe Kollwitz Museum Berlin
- Hessisches Landesmuseum Darmstadt
- Kupferstichkabinett Dresden
- Lembruck Museum, Duisburg
- Museum Folkwang, Essen
- Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen
- Käthe Kollwitz Museum Köln
Werke von Käthe Kollwitz in Asien:
- National Museum of Modern Art, Tokyo (Japan)
Werke von Käthe Kollwitz in Nordamerika:
- Los Angeles County Museum of Art (USA)
- Museum of Modern Art, New York (USA)
Käthe Kollwitz - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: