Dieter Krieg

Dieter Krieg – Mit eigenständigem Profil zur Neuen Figuration

Dieter Krieg wurde am 21. Mai 1937 in Lindau am Bodensee geboren. Sein Kunststudium absolvierte er von 1958 bis 1962 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei HAP Grieshaber und Herbert Kitzel. Beide Lehrer ermutigten ihre Schüler, ein eigenes Profil zu entwickeln und bestärkten sie in der Umsetzung eigener Ideen und dem Beschreiten individueller künstlerischen Wege. Die Folge war eine Generation herausragender Künstlerpersönlichkeiten, zu der neben Dieter Krieg auch Horst Antes, Hans Baschang, Heinz Schanz und Walter Stöhrer zählten. Die Gruppe wagte es, sich der in Deutschland vorherrschenden Abstraktion zu verweigern und stattdessen eine Neue Figuration anzustoßen, wobei jeder Künstler diesen Ansatz auf seine eigene Weise verfolgte und es zu keiner Absprache oder Abstimmung kam. Dieter Krieg gelang es bereits in den 1960er Jahren, durch den radikalen Gestus seiner Malerei eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. 1966 erhielt er den Deutschen Preis der Jugend in Baden Baden für seine Bilder von menschlichen Körpern, die bis zur Unkenntlichkeit bandagiert und verschnürt waren.

Visuelle Konventionsbrüche in großem Format

Dieter Krieg ruhte sich auf seinen frühen Erfolgen nicht aus, sondern erwies sich als mutiger und dem Risiko zugeneigter Künstler, der immer wieder neue Wege suchte und nicht davor zurückschreckte, mit seinen mitunter radikalen Positionierungen aufzustören und zu erschrecken. Krieg wurde zu einem der eigenwilligsten und ausdrucksstärksten Maler seiner Generation und erwarb sich eine hohe Reputation im In- und Ausland. Immer wieder vereinte er auf seinen Bildern das Hohe und das Triviale, malte figurativ, aber mit expressiv-abstrakter Wucht. Die bekannten und alltäglichen Motive erhielten durch die künstlerische Bearbeitung eine neue Dimension, konnten bis ins Paradoxe verfremdet und übersteigert werden und beim Betrachter Beklommenheit und Unwohlsein auslösen. Gerade in seinem Frühwerk richtete er seine Arbeiten häufig konzeptuell aus, wobei er sich mit seiner Lesung aller Namen aus dem vielbändigen Künstlerlexikon Thieme-Becker auch an der Grenze zur Performance bewegte. Die Literatur stellte ein wichtiges Inspirationsfeld für den Künstler dar: In seine Werke flossen einzelne Worte oder ganze Passagen aus Texten von James Joyce, Arno Schmidt, Jean-Paul Sartre und Marcel Proust ein. Für seine visuellen Sensationen benötigte der Künstler zunehmend ein großes Format, manche Schrift-Gemälde-Konstruktionen nahmen in der Breite mehrere Meter in Anspruch. Sein Spätwerk widmete sich vor allem den Fragen von Leben und Tod.

Einflussreicher Lehrer und ausgezeichneter Künstler

Dieter Krieg unterrichtete ab 1971 an der Karlsruher Kunstakademie und an der Städelschule in Frankfurt, 1978 wurde er zum Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie ernannt. Er war Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Im selben Jahr stellte er gemeinsam mit Ulrich Rückriem in dem von Klaus Gallwitz kuratierten Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig aus. Für seine Kunst erhielt Dieter Krieg Preise und Auszeichnungen, darunter 1970 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt, 1985 den Karl-Ströher-Preis in Frankfurt, 1993 den Hans-Thoma-Preis des Landes Baden-Württemberg und 1998 den Hans-Molfenter-Preis der Stadt Stuttgart. Im Jahr 2004 gründete der Künstler gemeinsam mit seiner Frau Irene die Stiftung Dieter Krieg, die sein Werk bewahren und weitere Veröffentlichungen und Ausstellungen betreuen soll.

Dieter Krieg starb am 26. November 2005 in Bergheim nahe Köln.