Rudolf Levy

Rudolf Levy – Studienjahre in Karlsruhe und München

Rudolf Levy wurde am 15. Juli 1875 in Stettin geboren. Der Maler entstammte einem orthodox-jüdischen Elternhaus und entwickelte früh eine Neigung zur Kunst, die aber bei seinen Eltern auf Ablehnung stieß. Kindheit und Jugend verbrachte er in Danzig, wo er nach dem Besuch des Gymnasiums auf Wunsch seines Vaters den Beruf des Kunstschreiners erlernte. Der Wunsch nach einer künstlerischen Ausbildung blieb bestehen, und 1895 konnte Rudolf Levy schließlich an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe das angestrebte Studium beginnen. Mit seinem Studienkollegen Hans Purrmann ging Rudolf Levy 1897 nach München, fand dort 1899 an der Akademie der Bildenden Künste Aufnahme in die Naturklasse von Nikolaus Gysis, bestand aber die Abschlussprüfung nicht und wechselte auf die private Malschule von Heinrich Knirr. Dort traf er auf später berühmte Mitschüler wie Paul Klee, Hermann Haller, Eugen von Kahler und Georges Kars. In der Künstlervereinigung Sturmfackel wurde Levy zur zentralen Gestalt, zu seinen Freunden zählten Alfred Kubin und vor allem Albert Weisgerber. 1901/02 studierte Levy noch Pleinairmalerei bei Heinrich von Zügel.

Ausstellungsteilnahmen und Militärdienst

Rudolf Levy begründete 1903 mit Hans Purrmann und Walter Bondy in Paris einen Kreis deutschsprachiger Künstler, der sich im »Café du Dôme« traf und wurde auch hier rasch zum treibenden Mittelpunkt. 1903 konnte er am »Dritten Pariser Herbstsalon« im Grand Palais teilnehmen, 1907 wurde er Schüler von Henri Matisse, mit dessen Werk er sich lebenslang auseinandersetzte und der neben Paul Cézanne zu seinen wichtigsten Einflussgebern gehörte. Zwischen den Jahren 1910 und 1913 unternahm Levy mehrere Studienreisen nach Tunis und entwickelte dabei einen zunehmend abstrahierenden Malstil. 1912 gehörte er zu den Teilnehmern an der Kölner Sonderbundausstellung, der Ausbruch des Ersten Weltkriegs hemmte seinen künstlerischen Aufstieg: Rudolf Levy meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst, kämpfte in Frankreich und erhielt 1915 das Eiserne Kreuz. Nach dem Krieg kehrte Levy nach Deutschland zurück, nahm in Düsseldorf an der ersten Ausstellung der modernen Künstlervereinigung Das Junge Rheinland teil und schloss sich dem Kreis um den Galeristen Alfred Flechtheim an, der seine Werke ausstellte und schließlich deren exklusiven Vertrieb übernahm.

Verfolgung durch die Nationalsozialisten

Rudolf Levy widmete sich vorrangig Stillleben, malte aber auch Landschaften und Porträts. In den 1920er Jahren feierte er zahlreiche Erfolge im In- und Ausland, pflegte regen Umgang mit den großen Namen der Berliner Kulturszene, darunter Erika und Klaus Mann, Salomo Friedlaender, Joachim Ringelnatz und Gustav Gründgens, war Mitglied der Berliner Secession und im Deutschen Künstlerbund und veröffentlichte einen Gedichtband. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem Beginn der Judenverfolgung verlor Rudolf Levy seine Lebensgrundlage: Um seine nichtjüdische Frau zu schützen, ließ er sich von ihr scheiden und floh über mehrere Etappen nach Italien. 1943 konnten als Kunsthändler verkleidete Schergen der Gestapo den Maler aufspüren und verhaften; auf dem Transport nach Auschwitz wurde Rudolf Levy, der hochdekorierte Veteran des Ersten Weltkriegs, wahrscheinlich im Januar 1944 von den Nationalsozialisten ermordet. Ein Teil seines Werkes wurde als »entartete Kunst« vernichtet.